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1. Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. - S. 470

1880 - Berlin : Nicolai
470 Vorliebe für starkes Gewürz war übergroß, außer den heimischen Küchenkräutern und dem milden Safran wurden die indischen Baumgewürze in unglaublichen Massen verbraucht, und zu den Geschenken der Stadt an vornehme Gönner gehörten deßhalb auch Pseffer, Zimmt, Nägelein, Muskatnuß. Ob uns die Getränke besser munden würden? Im Norden des Thüringer Waldes herrschte das Bier, fast jede Stadt braute mit besonderen Vortheilen und war auf ihre bessere Sorte stolz. Erst aus dem Ende des nächsten Jahrhunderts sind uns zahlreiche Scherznamen überliefert, mit denen die berühmten Biere bezeichnet wurden, aber die Erfurter wußten wohl, daß ihr öliges schwarzes Bier den greisen König Rudols bei seinem Besuch im deutschen Norden begeistert hatte. Im Norden hatte auch der alte Meth sein Ansehen bewahrt, der Haidehonig dazu wurde durch eine Genossenschaft mit merkwürdigen Bräuchen, die Zeidler, gesammelt, er ward von geistlichen Herren mit wohlverdienter Achtung getrunken, obgleich ihm sehr ungeistliche Tugenden zugeschrieben wurden. Und die Stadt Aachen, welche dem Meth besondere Pflege angedeihen ließ, spendete ihn jährlich als Delicatesse an Kurfürsten, Bischöfe und einige andere Vornehme. Der schlechte inländische Wein wurde oft mit Kräutern, Gewürz und Honig versetzt, er hieß dann Lautertrank, eine Erinnerung daran dauert in unserem Maitrank; fremder Würzwein, kunstvoll aus französischem Rothwein verfertigt, wurde als Claret und Hippokras eingeführt; über Maulbeeren abgezogener Wein hieß Moraß; außerdem wurden viele andere Arten von aromatischen Tränken verfertigt, auch mit gekochtem Wein, zum Theil nach Recepten, die aus dem römischen Alterthum stammten; sie galten für medicinisch hülfreich, waren auch von Frauen begehrt, mehr als jetzt die Liköre. Im Süden des Thüringer Waldes machte dem Landwein der Birnmost und Aepselwein Concurrenz, er war z. B. der herrschende Trank in Baiern, wo erst später das Bierbrauen überhand nahm, der Bock aus der Stadt Eimbeck erlernt wurde. Von ungemischten Weinen waren außer dem deutschen vom Rhein und der Mosel, vom Neckar und dem Würzburger vom Main, noch der von Rivoglio (Reifall genannt) und von Botzen, die französischen Muscatel und Malvasier und der Osterwein aus Ungarn wohlbekannt, außerdem viele italienische Sorten, von Ancona, von Tarent u. s. w., endlich griechische Weine, darunter der berühmte Cyprer. Ulm war der große Weinmarkt, von dort gingen die Fässer bis hinauf in das Ordensland Preußen und in die fernsten Handelsstationen der Ostsee. Auf der Straße und in der Trinkstube wurde das Leben genossen. Darum füllten sich die Marktplätze und Straßen der Stadt am Abend, der Handwerksgesell und der junge Schreiber gafsirten und zeigten sich den Mädchen, die an Fenster und Thüre standen, und die Grüße und Scherzreden empfingen. Bei solchem Durcheinander der Männer wurden die Neuigkeiten ausgetauscht, was ein Reisender aus der Ferne_ zugetragen hatte, daß auf einem Dorfe in der Nähe ein unförmliches Kind geboren war, daß in Bern ein Weib mit einem Mann im Gottesgericht gekämpft, der Mann nach altem Recht mit dem halben Leib in einer Grube, das Weib mit ihrem Schlüsselbund bewaffnet, der Mann sei erschlagen. Und wieder, daß die reitenden Boten des Rathes, der Christian und der Gottschalk, ausgeritten waren nach großen Nachbarstädten, um dort Kunde ein-
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