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1. Die Neuzeit - S. 39

1881 - Berlin : Gaertner
Brandenburg - Preulsen im 16. und 1<. Jahrhundert. 30 Kriege war Deutschland ein reiches und glückliches Land, nach demselben verödet und entvölkert, Von seinen etwa 16 Millionen Einwohner waren 4 übrig. Viele Gegenden hatten noch ganz besonders gelitten. Die Pfalz behielt von 11/a Million Bewohner nicht den 10. Teil. In dem kleinen Herzogtum Würtemberg waren 8 Städte, 65 Kirchen niedergebrannt. Berlin behielt 's on 10,000 Einwohnern 1500. Ganze Länderstrecken waren durch Krieg, Ruhr oder Pest vollständig menschenleer geworden. In Sachsen, Hessen und Elsafs holte man die Leichen vom Galgen, durchwühlte die Gräber, töteten die Mütter ihre Kinder und machten Banden auf Menschen Jagd, um sich zu sättigen. Ton den entsetzlichsten Greueln (bchweden-trank) und der Yernichtungswut der entmenschten Söldner entwirft der „Simplicius Simplicissimus“ manches schauderhafte, doch gewifs wahrheitsgetreue Bild: „Es steht leider noch vor Augen, wie die Kroaten und andere kaiserliche Truppen mit Feuer und Schwert das ganze Land zu einem im Römischen Reich und auch bei den Türken unerhörten Exempel erbärmlich verderbet, fast alles, so unter ihre Hand gekommen, niedergehauen, den Leuten die Zungen, Nasen und Ohren abgeschnitten, die Augen ausgestochen, Nägel in die Köpfe und Füfse geschlagen, heifs Pech, Zinn, Blei und allerhand Unflat durch die Ohren, Nase und Mund in den Leib gegossen, etliche durch allerhand Instrumente schmerzlich gemartert, viele teils mit Stricken an einander gekoppelt ins offene leid gestellt und mit Büchsen auf sie zum Ziel geschossen, teils mit Pferden geschleift, das Weibsvolk ohne Unterschied des Alters, ehelichen und ledigen Standes geschändet, die Brüste abgeschnitten, wie die wilden Tiere in die Kinder gefallen, sie gesäbelt, gespiefst und in den Backöfen gebraten“. Aus Not griffen die deutschen Fürsten zu Münzfälschungen (Kipperund Wipperwesen), wodurch z. B. die Böhmen mehr Schaden hatten, „als wenn halb Böhmen abgebrannt wäre“. Von dem festen Glauben an Zauberei und Teufelswerk geben die Hexenprozesse, von der Verwilderung des Gerichtswesens giebt die Anwendung der Folter Zeugnis. Nur der urwüchsigen Kraft des deutschen Volkes und der Einsicht einiger Fürstenhäuser ist nach solchem A erfalle noch das Erwachen zum starken Leben zu danken. 56. Ferdinand Iii. 1637—1657, Leopold 1657—1705. Noch mitten imkriege war auf Ferdinand Ii. sein gleichnamiger Sohn Ferdinand Iii., 1637 der Sieger bei Nördlingen, welcher schon römischer König war, gefolgt, —57 ohne dafs eine bedeutende Aenderung der habsburgischen Politik erfolgte. Er regierte nach dem Kriege mit Billigkeit und Klugheit. Nach seinem Tode wurde mit Mühe seinem Sohne Leopold, da der franzö-1657 sische König Ludwig Xiv., von den geistlichen Kurfürsten unterstützt, — nach der Kaiserkrone strebte, die Nachfolge gesichert (Der Rhein-1705 bund). Gerade für seine Zeit fehlte es ihm an den notwendigen Herrschertugenden. Durch seine Gutmütigkeit, Frömmigkeit und gelehrte Bildung konnte er den Mangel an Thatkraft und Scharfsinn einem Ludwig Xiv. gegenüber nicht ersetzen, dessen absolutistische äufsere Politik viel Schmach und fortwährende Kriege über Deutschland brachte. Brandenburg-Preufsen im 16. und 17. Jahrhundert. 57. Brandenburgs Stellung in Deutschland. Bei der Ohnmacht und Schwäche des Kaisertums lag in den wenigen großen Fürstentümern Deutschlands (Bd. Ii. §. 171) der Schwerpunkt des Reiches. Nur diese gestalteten sich allmählich zu lebensfähigen selbständigen Staa-
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