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1. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in mittleren Schulen, insbesondere für Militäranwärter- und Kapitulantenschulen - S. 98

1915 - Breslau : Hirt
98 B. Lrandenburgisch-preußische Geschichte. in jeder Lage die Schwächen seiner Gegner und wußte sie mit Vorteil auszunutzen. Den Mangel an Truppen, der sich in den letzten Jahren immer empfindlicher geltend machte, wußte er durch die Schnelligkeit der Bewegungen und die Geschicklichkeit ihrer Verwendung zu ersetzen. Alle Kriegsmittel, Mannschaften, Pferde, Waffen, Geld und Zeit verstand er meisterhaft auszunutzen. In allen soldatischen Tugenden war er seinem Heere ein leuchtendes Vorbild. Ein französischer Marschall, der den König im Lager besuchte, schrieb über ihn: „Er führt nämlich das Kommando seiner Armee nicht nur in den Hauptsachen, wie es ein einfacher General tun würde, sondern er versieht auch die anderen wichtigsten Obliegenheiten. Abgesehen davon, daß er in seinem Zelte im Lager kampiert, erteilt er alle Befehle und geht in sämtliche Details ein, die bei uns Sache der (Quartiermeifter sind. (Er bekümmert sich um die Zufuhr, die Artillerie und das Jngenieurwesen Der König steht um vier Uhr auf, steigt zu Pferde und reitet sämtliche Vorposten sowie die Umgebung des Lagers ab." Tttit wachsendem Staunen verfolgten Freund und Feind die Kriegsführung des Königs. Manchen Vorteil ließen sich seine Gegner entgehen aus Furcht und Grauen vor seiner überragenden Persönlichkeit. Schon zu seinen Lebzeiten war man allgemein der Ansicht, daß er der größte Feldherr seines Jahrhunderts sei, und noch heute wird man zugeben müssen, daß nur wenige Heerführer der Kriegsgeschichte an ihn heranreichen. Heben dem (Einfluß der Einzigartigkeit der Persönlichkeit des Königs darf auch eine Reihe äußerer Umstände nicht unerwähnt bleiben, die Preußen in diesem ungleichen Hingen vor dem Untergange bewahrten. U)ar es auf seiten der Preußen e i n Kopf, der das Ganze nach einem einheitlichen Plane leitete, so hemmte auf der Gegenseite die vielköpfigkeit, die Zerfahrenheit, der Heid die Unternehmungen. Die Uneinigkeit der Gegner, „das Mirakel des Hauses Brandenburg", wie er einmal sagte, schützte den König vor vielen Verlusten, brachte ihm manchen Vorteil, der einer einheitlichen Führung gegenüber nicht zu erringen gewesen wäre. Während das preußische Heer in der Blüte seiner Entwicklung stand, waren die früher kriegstüchtigen Heere, wenigstens die der Schweden und Franzosen, im verfall; die Heichsarmee war in jeder Beziehung vernachlässigt, sowohl bezüglich der Ausrüstung als auch der Führung. Das russische Heer hat den Kampf nie mit ganzem Eifer geführt, einmal, weil es nur durch den persönlichen haß seiner Kaiserin hineingezerrt war, dann, weil Rußland für die Vorteile Österreichs nicht die größten Opfer bringen wollte; endlich machte sich auch die Stellungnahme des russischen Thronfolgers geltend, dessen Vorliebe für den heldenhaften Preußenkönig nicht ohne Einfluß auf die Heeresleitung bleiben konnte. Schließlich hat ja auch sein Einschwenken auf preußische Seite dem Kriege eine entschiedene Wendung zu Friedrichs Gunsten gegeben, wie wir oben gesehen haben. 6. Die militärischen Helser Friedrichs des Großen. a) Generalfeldmarschall Leopold Ziirst von Rnhalt-Vessau. Der „alte Dessauer", wie Fürst Leopold zum Unterschiede von seinen ebenfalls im preußischen Heere dienenden fünf jüngeren Brüdern von den Soldaten, die ihm in seltener Liebe und Verehrung anhingen, genannt wurde, war durch seine Mutter, eine Prinzessin von Gramen, nahe mit dem hohenzollernfchen Königshause verwandt, vermählt war er mit einer Apothekerstochter aus Dessau, der Anneliese, mit der er in langer und überaus glücklicher Ehe lebte.
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