Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Geschichte für mecklenburgische Schulen - S. 163

1914 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 163 — der Kronprinz ihnen freundlich die Hand reichte, sich nach ihren Wunden erkundigte und ihnen tröstende Worte sagte! Sie waren stolz auf ihren „Fritz", und er hielt es für eine Ehre, so brave Truppen zu kommandieren. Nach Jahren noch erkannte der Kronprinz Soldaten wieder, mit denen er im Felde persönlich in Berührung gekommen war. 5. Erkrankung. Von jeher war Friedrich der Liebling des deutschen Volkes. Sein freundliches, offenes Wesen gewann ihm aller Herzen, und mit Freude und Stolz ruhte das Auge jedes Deutschen auf dem edlen Fürstensohne. Doch zu Anfang des Jahres 1887 stellte sich ein Halsleiden bei ihm ein, das sich besonders in andauernder Heiserkeit äußerte. Infolgedessen begab er sich nach dem Süden und suchte Heilung in der milden Luft Italiens. Aber die Geschwulst im Halse nahm leider derartig zu, daß der Luftröhrenschnitt vorgenommen und eine silberne Röhre zum Atmen eingesetzt werden mußte. Wie der Kronprinz sich als ein Held auf dem Schlachtfelde gezeigt hatte, fo war er auch ein Held auf dem Krankenbette. Seine Ärzte wußten nicht genug seine Geduld und Ausdauer zu rühmen. Nie klagte er; aber stets schaute er gläubigen Herzens hoffnungsvoll zu dem Helfer in aller Not empor. 6. Thronbesteigung. Als der Kronprinz am Morgen des 9. März im Garten bei seiner Wohnung spazieren ging, überreichte ihm ein Diener eine Depesche mit der Aufschrift: „An Seine Majestät den Kaiser Friedrich!" Ohne sie zu öffnen, legte er sie beiseite und begann heftig zu weinen. Er wußte, was sie enthielt. Nun hielt es ihn nicht länger im fremden Lande. Er entschloß sich sofort zur Heimkehr. Die Ärzte baten ihn dringend, die Reise noch aufzuschieben. Er aber sagte: „Und wenn ich unterwegs sterben müßte/ich kehre doch zurück." An der Beisetzungsfeier seines Vaters konnte er der rauhen Witterung wegen nicht teilnehmen. Doch stand er, während der Leichenzug am Stadtschlosse in Charlottenburg vorüberzog, am Fenster und schaute tränenden Auges seinem geliebten Vater nach. Seit seiner Abreise vor etwa Jahresfrist hatte er ihn nicht mehr gesehen, auch auf dem Totenbette sollte er ihn nicht wiedersehen. — Mit unermüdlichem Eifer erledigte der Kaiser trotz seiner Schwäche die Regierungsgeschäfte, und wie sein erhabener Vater selbst auf dem Sterbebette keine Zeit hatte, müde zu sein, so hatte er keine Zeit, krank zu sein. 7. Tod. Doch nur wenige Tage noch waren dem Kaiser Friedrich be-schieden. Das Leiden wurde so bösartig, daß alle Hossnuug aus Besserung schwand. Seinem Sohne, unserem Kaiser, schrieb er aus einen Zettel: „Lerne leiden, ohne zu klagen, das ist das Beste, was ich Dich lehren kann." Am Tage vor seinem Tode hatte die zweitjüngste Tochter des Kaisers ihren Geburtstag. Als sie zu ihm kam, um sich den Glückwunsch des geliebten Vaters zu holen, schrieb er ihr ins Stammbuch: „Bleibe fromm und gut, wie du bisher warst; das ist der letzte Wunsch deines sterbenden Vaters." Die Kräfte des Kaisers sanken von Stunde zu Stunde, und am Vormittage des 15. Juni fand der königliche Dulder endlich Erlösung von seinen furchtbaren Leiden. Drei Tage später wurde seine Leiche in der Friedenskirche zu Potsdam beigesetzt. — Ganz Deutschland beweinte den Tod seines Lieblings. Nur kurze Zeit — 99 Tage hat sein Haupt im Glanze der Königskrone gestrahlt. ii *
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer