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1. Königreich Sachsen - S. 2

1889 - Dresden : Huhle
2 I. Von d. früheren Bewohnern Sachsens u. b. Entstehung d Staates Sachsen. Lebens. Daher entsteigen den geöffneten Stätten des Todes in schattenhaften Umrissen die Gestalten früherer Tage in ihrem Sein und Wesen. In die fast entvölkerten Gebiete unseres Landes wanderten nun von Osten her, aus den Gebieten der Oder und Weichsel, die Sorben, ein slavischer Stamm, ein. Der Name „Sorb" oder „Serb" bedeutet „Sichelträger". Sprache, Sitten, Tracht, Religion - alles war anders, als bei den Deutschen. Sie waren zwar auch Viehzüchter, doch keine Nomaden, denn sie legten Dörfer an und trieben Ackerbau. Die Einwanderung scheint allmählich und friedlich erfolgt zu fein. Hirtenvölker sind stets ruhiger und friedlicher Natur, solange sie ihre Weidegründe und ihre Herden nicht _ bedroht sehen. Dieser Drohfall trat hier nicht ein, da die in Familiengruppen einwandernden Sorben als Ackerbauer, seßhafte Leute und Kulturträger nicht mit dem Schwerte, sondern mit der Sichel kamen, auch mit Vorliebe nur die Humus-und wasserreichen Thalmulden wählten. Thäler aber werden, wenn sie nicht stundenbreite, weite Ebenen einschließen, von allen Hirtenvölkern der Erde mit gutem Grunde gemieden. Die Nähe der Wälder an den Hängen birgt für Hirten und Herden ihre großen Gefahren, einmal hinsichtlich des Raubwildes, ein andermal als Hinterhalt für einen raublustigen, feindlichen Stamm. Diese Gefahren mochten es auch sein, welche die Sorben zu der eigenartigen, später näher bezeichneten Anlage ihrer Ansiedelungen bestimmten. Die ruhige Behäbigkeit und der gesicherte Wohlstand, welchen die slavischen Ackerbaukolonien den zurückgebliebenen, nomadisierenden Teurochaimen darboten, mögen der Grund gewesen sein, daß auch die Reste der suevisch-germanischen Bewohner nach und nach dem Ackerbau sich zuwandten, mit der immer mehr anwachsenden Masse der Sorben nach Sitte, Tracht, Sprache und Religion innig verschmolzen und so als Volk spurlos verschwanden. Die Slaven zerfielen in mehrere Stämme, von denen die oben genannten Sorben, welche nördlich an die Lntitzier grenzten, das Gebiet zwischen Oder und Saale bewohnten. Zu ihnen gehören die Milezener in der Ober- und die Lufitzer in der Niederlausitz. In den später meißnischen Landen verteilten sie sich in mehrere Bezirke oder Supanien (Gerichtsherrschaften), nämlich a) in die Supanie Glornazi oder Daleminzi, ungefähr von der Elbe in der Gegend von Meißen bis zur Chemnitz, deren Bewohner gewöhnlich Dale-minzier genannt werden; b) in die Snpanie Nisani zu beiden Seiten der Elbe von Böhmen bis in die Gegend von Scharfenberg; c) Ehutizi, südlich von Glomazi zwischen der Freiberger und Zwick-aner Mulde und in die Thäler des Erzgebirges zum Teil sich hinauf erstreckend; ä) Siusli zu beiden Seiten der Parthe bis gegen Grimma und e) Plisni im spätern Pleißnerlände und im Altenburgischen. Die Sorben umgaben ihre Ansiedelungen zum Schutz gegen feindliche Gewalten mit hohen Erdwällen, die sie durch hohe, hölzerne Pallisaden noch verteidigungsfähiger gestalteten. Die so eingeschlossenen,
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