1889 -
Dresden
: Huhle
- Autor: Friedemann, Hugo
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
4 I- Von d. früheren Bewohnern Sachsens n. b. Entstehung b. Staates Sachsen.
bekehrten Slaven mit derjenigen vom Teufel zusammenfloß, jedenfalls verbreitet war. Der Götzendienst wurde auf Bergen (Bielebog, Czerne-bog, Sybillenstein, Löbaner Berg, auf der Bosel, d. H. Gottesstätte, auf dem Spaargebirge b. Meißen, auf dem Götterfelseu an der linken Seite des Triebischthales b. Meißen n f. w.) oder in heiligen Hainen getrieben. Solche Haine gab es z. B. bei Radebeul (zwischen Dresden und Kötzschen-broda), Radeberg, Radeburg, Lommatzsch, Großenhain, Leipzig u. s. w. Außer den Hauptgottheiten verehrten sie noch eine Menge von Nebengöttern, wie Haus-, Wald-, Feld- und Wassergeister, und ihr Glaube an Gespenster, Nixen, Hexen, Zwerge hat den Grund zu mancher Sage gebildet (Wilder Jäger, Wichtelmännchen, Kobold, Drachen, Wasser-jungfrau 2c.). Die Leichen verbrannte man in der Nähe der Opferplätze, sammelte die Asche in Urnen aus Thon und setzte sie mit Beigaben an Geld, Schmucksachen, Waffen, Spielzeug u. s. w. in die Erde. Beim Bau von Straßen, Eisenbahnen, Kanälen hat man in neuerer Zeit manche solcher Urnenfelder entdeckt, z. B. bei Großenhain, Bautzen, 1874 bei Strehlen in der Nähe Dresdens, bei Kaditz und Cossebaude, 1876 bei Wurzen, 1882 bei Leipzig und im Timmlitzwalde bei Leisnig. Die Slaven standen mit den Deutschen in regem Handelsverkehr und sind Erfurt, Forchheim, Bardewik, Torgau als Handelsplätze aus dem 8. Jahrhundert bekannt. Handelsartikel waren wollene Decken, Honig, Wachs, Salz, Waffen, Vieh, Getreide, Obst. Im 10. Jahrhundert begannen jedoch erbitterte Kämpfe zwischen den christlichen Dentschen und den heidnischen Sorben; sie endeten mit der Besiegung der Sorben durch die Kaiser Heinrich I. und Otto 1. Zur Sicherung des eroberten Landes bauten die Deutschen au den Flußlinien der Elbe, Zschopau, Mulde, Elster feste Burgen, wie Meißen, Zschopau, Rochlitz, Döbeln, Grimma u. s. w., zogen immer mehr deutsche Einwanderer aus Franken und Flandern in das Land und zwangen die heidnischen Sorben zum Christentum. Klöster und Kirchen wuchsen überall empor und langsam aber sicher zerbröckelte slavisches Wesen, Sitte und Sprache unter der Herrschaft deutscher Kultur. Die Germanisiernng, d. H. die Verschmelzung der slavischen Nationalität in die deutsche, ging jedoch nicht ganz ohne Zwang vor sich; denn noch im Jahre 1327 und in Meißen selbst erst 1424 sahen sich die Behörden veranlaßt, durch eine Verordnung den Gebrauch der sorbischen (wendischen) Sprache vor Behörden zu verbieten, während Trümmer des Sorbentnms noch jetzt in den Wenden der Lausitz vorhanden sind. Fünfhundert Jahre lang hieß das Land „Mark Meißen". Mit Eourad dem Großen (1123 — 1156) kam die Mark Meißen erblich an den Fürstenstamm der Wettiner?) 1423 erlangte Friedrich der Streit-
1) Nachbem bereits Kaiser Heinrich Iv. schon 1089 den Grafen Heinrich I. von Eilenburg aus dem Hause Wettin mit der Mark Meißen belehnt hatte. Das Jahr 1889 bilbet also das 800jährige Jubeljahr der Herrschaft der Wettiner über das Sachsenlanb.