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1. Königreich Sachsen - S. 14

1889 - Dresden : Huhle
14 Aus der Geschichte des Elstergebirgslaudes. Das namenlose Elend aber förderte den Anbau der Kartoffel, welche 1647 durch den Bauer Hans Rogler aus dem Dorfe Selb im Vogtlande eingeführt wurde'). Im 18. Jahrhundert brachte der nordische Krieg, dann der siebenjährige Krieg weitere Schädigungen; ebenso der Franzosenkrieg im Anfange unseres Jahr-huuderts. So kommt es denn, daß die Überbleibsel aus alter Zeit nicht allzuhäufig finb. Große und schöne Burgruinen sind Elsterberg, Liebau, Schwand u. w. Auch Stadtmauerreste giebt es noch in Reichenbach, Plauen. Viele der alten Burgen find ganz verfchwuudeu und nur der Name haftet an der Stelle, wo sie einst standen; andere zeigen nur noch geringe Trümmerreste. Was sich sonst noch vorfindet an Schlössern, hat im Wandel der Zeit vielfach das ursprüngliche Gepräge verloren. Einzelne Kirchen bewahrten ihren kunsthistorischen Wert, darunter besonders die 1624—1626 von Kaspar v. Feilitzsch erbaute Kirche zu Kürbitz (südwestlich von Plauen an der Elster), die zu den bedeutendsten Landkirchen Sachsens in kulturhistorischer Beziehung gerechnet werden muß; ferner die um 1576 erbaute Kirche zu Straßberg (zwischeu Plauen und Kürbitz), ein Hallenban mit mächtiger Turmanlage. Die Gewerbe des E l st e r l a n d e s. Der bodenständigen Gewerbe giebt es nur wenige; es gehören darunter die Gerberei, die in allen Städten des Vogtlandes vertreten ist2) und die Häute des einheimischen Viehbestandes verarbeitet; ferner die Holzinstrumenten-, Papp- und Papier-fabrikation, die reichen Holzbestände ausnützend, die Maschinenindustrie, welche in Ölsnitz, Plauen ,9mchen6ach3) immer kräftiger emporblüht, und weiterhin die feit 1862 zunächst durch Verwertung der Elstermuscheln entstandene Perlmuttermosaikfabrikation, welche besonders in Adorf blüht, aber jetzt vorzugsweise Seemuscheln verarbeitet. Die eingeführte Gewerbthätigkeit ist eine viel großartigere. Sie beschäftigt die Mehrzahl der Bewohnern Ortschaften, die nur Ackerbau oder Waldwirtschaft treiben, liegen wie zerstreute, einsame Jnsel-chen in den Gebieten, welche ausländische Rohstoffe verarbeiten. Am großartigsten ist die Webindustrie entwickelt. Baumwolle, Wolle und Seide kommen in den verschiedensten Geweben in Form und Farbe zur Verarbeitung. Das Geräusch des Webstuhls schlägt in breitgehender Flut überall im Vogtlande an unser Ohr und klingt selbst in einzelnen Tonwellen hinein in die gehaltene Ruhe der tiefdunklen Wälder, deren Grenzlinien im Ganzen den Strand jener Industrie 1) Kartoffeln kamen zuerst 1591 als bald vergessene „Rarität" von Kassel aus an Kurfürst Christian I. nach Sachsen und zwar unter dem Namen „Taratouphli", einen Namen, den sie wegen ihrer Ähnlichkeit mit Trüffeln in Italien erhalten hatten. 2) Neuerdings ist die Zahl der Gerbereien durch den fabrikmäßigen Betrieb einzelner Großgerbereien, die auch ausländische Felle verarbeiten, bedeutend zurückgegangen. 3) Diese Orte liegen zwar in der Nähe der Eisengruben, doch steht ihre Mafchineuindustrie in keinem Zusammenhange mit denselben, da das vogtländische Eisen ausschließlich nach der Königin-Marienhütte 6. Zwickan gebracht wird.
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