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1. Königreich Sachsen - S. 52

1889 - Dresden : Huhle
52 Das Elbsandsteingebirge oder die Sächsisch-böhmische Schweiz. sie, strömend und stürzend, die tiefen Schluchten und Kessel des Felsengebirges ausarbeiteten und so dem Gebirge das ruinenhaste Gepräge verliehen. Die wuchtigen Massen der Basaltberge sind weniger der Zerstörung unterworfen gewesen, während die von basaltischen Laven nicht gefestigten Teile des Gebirgsleibes entweder in einzelne „Steine" oder in wilde Klippenpartien (Schrammsteine, Thorwalder Wände, Basteifelsen, Bielathalfelsen n. s. w.) sich auflösten. Die Bildung der Elbrinne, als des Hauptthales, gehört, obwohl lange vorbereitet, in ihrer Vollendung einer verhältnismäßig jungen Zeit an. Böhmen war durch die Aufschichtung des Elbsandsteingebirges zu einem reichgegliederten Seenbecken geworden. Die Wassermassen nahmen aus diesem Becken ihren Abfluß über das Schichtenplateau des Gebirges und stürzten bei Pirna in einem 30—40 m hohen, breiten Falle in die das Elbthal von Pirna bis Meißen ausfüllende Bucht. Der Wasserfall rückte, seine Abflußränder zerspülend, nach und nach immer mehr stromaufwärts und zog sich so immer tiefer in das Gebirge zurück/) bis die letzte schmale Barre unterhalb Tetschen brach und die Wassermassen des böhmischen Binnensees die widerstandslosen Sandmassen der Elbrinne vor sich herschoben, das Thal bis auf das Urgestein des Flußbodens hinab auswuschen und den Sand an das granitene Gelände vom Porsberg bis Loschwitz hinab anlegten. Hier bilden die einstigen Füllmassen des obern Elbthales jetzt den Boden von Wein- und Obstgärten. Bei Beginn der Ausspülung lag das Abflußbett etwa 140—160 m über dem jetzigen Elbbette und ist unzweifelhaft in den hochliegenden Ebenheiten rechts und links der Elbe nachzuweisen. Auch die Eiszeit in der Diluvialepoche, welche das Elbthal bereits vorfand, mag wesentlich mit zur Antlitzbildung des Gebirges beigetragen haben. Die Winter jenes Zeitraumes, allerdings von 1) Das Zurückschreiteu aller Wasserfälle der Erde, kann an unzähligen Beispielen nachgewiesen werden. Ein Beispiel, das viel Ähnlichkeit mit dem Zurückschreiten des Elbfalles, nur in weit größerem Maßstabe, hat, mag am Niagarafalle in Nordamerika nachgewiesen werden. Dieser Fall entwässert die höher liegende Seenetage des Obern-Michigan-, Huronsees und Eriesees und läßt die ablaufenden Wassermassen, 1200 m breit, mehr als 50 m in einen Felsenkessel hinabstürzen. Die mittlere Wassermenge, welche stündlich hinabstürzt, beträgt 42 Millionen Knbiksnß Wasser. Die Felswände des Falles bestehen in der obern Hälfte aus mächtigen Kalkbänken der silnrischen Formation, in ihrer untern Hälfte aus leicht verwitternden und zerfallenden Thonmergeln und Schieferthonen. Infolge des Zerstörungsprozesses geht der Fall jährlich etwa 3 Fuß zurück. Geht dieses Zurückschreiten in diesem Maße weiter, so erreicht der Fall den Seenrand des Eriesees in etwa 70 000 Jahren. Ein Durchbruch des Randes würde eine Entwässerung dieses Sees herbeiführen und denselben in ein tiefes, steilrandrges Thal verwandeln. — Derartige kleinere ausgelaufene Seenbecken lassen sich einige inmitten des Elbsandsteingebirges leicht nachweisen. — Das lange Rheinbecken zwischen Basel und Bingen ist auch ein ausgelaufenes Seebecken,_ das entstand, als der Rhein das Schiefergebirge zwischen Bingen und Bouu in vieltausendjähriger Arbeit durchsägt hatte.
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