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1. Königreich Sachsen - S. 55

1889 - Dresden : Huhle
Das Elbsandsteingebirge oder die Sächsisch-böhmische Schweiz. 55 Weltstunden bis zur Vollendung dieser Zertrümmerung zählen kann, sieht ein kundiges, aufmerksames Auge es doch, wie unablässig diese mächtigen Gewalten der Natur arbeiten. Da rauscht ein Helles Büchlein in kühnen Sprüngen durch die finstern Schluchten (vielfach „Gründe" genannt), tiefer und tiefer gräbt es sein Bett in den weichen Stein, stößt spielend Sandkorn auf Sandkorn zu Thale, und die tiefste Rinne des Gebirges, worin die Elbe ihre Fluteu nordwärts treibt, würde dieser Sand ausfüllen, wenn ihn nicht der dann und wann ungeheuer anschwellende Strom an die Ufer setzte oder der Mensch durch Baggermaschinen ans dem Elbbette emporhöbe, damit er der Schiffahrt kein Hindernis werde. — An die hohen, nackten Felskuppen schlägt der Regen, dringt hinein und lockert das Gestein oder schwemmt es in die Tiefe; der heiße Sonnenbrand oder der Frost macht es mürbe und der Wind führt den feinen Staub in die Lüfte. Besonders im Frühjahre nach starkem Froste lösen sich bei rasch eintretendem Tanwetter oft mächtige Steinblöcke und ganze Wände von den Felsen und stürzen als weiteres Trümmergestein hinab iu die Tiefe. Als Pioniere des Pflanzenlebens steigen unzählige Flechtenarten, darunter die hochgelbe Schwefelflechte an den steilen Felswänden empor, sterben ab, machen den größeren Moosen Platz, der Wind oder ein Vogel tragen ein Samenkörnlein in ihre grünen, weichen Polster, dann lacht lustig im nächsten Sommer eine bunte Blume herab; eine kecke Birke findet das luftige Plätzchen auch angenehm; Fichten und Kiefern suchen auch oben Raum zufassen, dringen mit tausend feinen Wurzeln hinein in die kleinsten Steinritzen und ragen, stolz ob ihres Kampfes mit dem harten, kargen Boden in den blauen Äther hinein. Mancher Sturm braust vorüber und zaust sie am grünen Gewände, allein sie stehen, und doch faßt er sie eines Tages mit furchtbarer Gewalt und stürzt sie hinab in den heraufgähnenden Grund. Polternd rollt ihnen eine Menge zerbröckelndes Gestein nach. Drunten in der Schlucht liegt alles kreuz und quer übereinander, doch grünt's fort. Droben ist's wieder kahl und öde; aber wie lange danert's, und das Spiel beginnt von neuem. — Prächtig sind auch die Wälder des Gebirges, besonders die der Basaltgebiete. Hier ragen breitästig die schattige Buche, schlank Tanne und Fichte, lebensfrisch — an und auf Steilwänden oft seltsam knorrig — die Kiefer, da und dort auch der Bergahoru und die schmucke Birke empor. Versuche, die Eiche in einzelnen Thalweiten (großer Zschand) einheimisch zu machen, glückten nicht; erfolgreich aber war die Anpflanzung von Ebereschen. Das Blumenkleid des Gebirges, obwohl nicht so artenreich wie im Erzgebirge, ist doch ein recht mannigfaltiges; es schmiegt sich den schmalen, grünen Matten unter den Wänden, Leiten genannt, oder den breiteren Thalhängen und den steilen Uferrändern der Bäche an, schmückt sonnige, aber wasserreiche Hochwiesen und entfaltet selbst noch im Halbschatten des Hochwaldes seine Herrlichkeit.
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