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1. Königreich Sachsen - S. 59

1889 - Dresden : Huhle
Das Elbsandsteingebirge oder die Sächsisch-böhmische Schweiz. 59 Elbseite liegend, seiner ganzen Erscheinung nach unbedingt noch zu den drei vorhergenannten Steinen. Der Pfaffen st ein, 428 m hoch, südlich der Stadt Königstein, ist ein außerordentlich zerklüfteter Fels, „ein Bild der Sächsischen Schweiz im kleinen". An ihm sind fast alle Erscheinungen des ganzen Gebirges zu beobachten: Gründe und Schluchten, Auswaschungen, wie Riesentöpfe, Thor- und Höhlenbildungen, ferner Steilwände, Klippen und Trümmerfelder u. f. w. Nur der Basalt fehlt ihm, wie den anderen Steinen dieser Gruppe. Der Volksglaube, welcher aus diesem Felsen die Opferstätte der heidnischen Vorfahren zu finden meint und welcher durch ungemein große Riesentopfbildungen, die man „Opferkessel", durch eine fünffitzige Auswaschuug, die mau „Druidensitz" nennt, weiter durch die Sage von der Jnngsran Barbara, in der man eine Priesterin (Druide), die hier zuletzt ihres geheimnisvollen Dienstes waltete, vermutet, unterstützt wird: läßt sich von dem, der den Pfaffenstein genau kennt, nicht so ohne weiteres von der Hand weisen1). Ein etwa 90 m langes, bogenförmig angelegtes Schanzwerk, durch dessen noch recht wohl erhaltenen Erdwall jetzt der Pfad führt, verschloß in alter Zeit den einzigen Zugang (Westseite) zur Höhe. Während kriegerischer Zeiten ist der Pfaffenstein vielmal, zuletzt im Jahre 1813, der Zufluchtsort der Bewohner Pfaffendorfs und ihrer Habe gewesen. Auf dem 670 m langen und etwa 280—300 m breiten, ungleichen und sehr zerteilten Platean befindet sich zum Teil Wald. Beachtenswert ist das ungemein hohe und starke Heidelbeergesträuch, welches Stämme mehrhundertjährigen Alters und zur Fruchtzeit selten große und süße Beeren aufzuweifen vermag Die Nordfeite in der Nähe der Restauration gewährt den schönsten Blick. l) Im Jahre 1875 entdeckte Verfasser dieses Bnches, der tagelang mit dem besten Kenner dieses Steines und seiner Sagen, dem alten, biedern Gutsbesitzer Karl Gottlob Jäckel aus Psaffendorf, den Pfaffenstein, seine Klüfte und Umgebung untersuchte, vor dem einzigen Aufgange an der Westseite die eben genannte Erdschanze. Damals von mir und Jäckel unternommene Nachgrabungen ergaben 1. eine ziemlich gleichmäßig dicke Schicht verkohlten Holzes, Überreste des einstigen Pfahlwerks, 2. verkohltes Getreide, 3. eine Menge Scherben grobkörniger Masse und sehr alten Gepräges, tu alle Verzierungen und Glasuren fehlten, und endlich 4. unter einem größeren Steinhaufen in unmittelbarer Nähe des Walles eine alte, außerordentlich roh gearbeitete Lanzenspitze und zwar von Eisen. — Einzelne Kettenglieder und Haken, sowie Bruchstücke von Bronze, welche der alte Jäckel besaß und früher hier gefunden hatte und die er nur seinen bevorzugten Lieblingen zeigte, konnten leider nach seinem Tode nicht aufgefunden werden. — Nachgrabungen in dem vom guterhaltenen Walle umschlossenen Raume, die bei einer wohl tausend- und mehrjährigen Vergangenheit und in Betracht der stetig vom Steine herabgeschwemmten oder gestürzten Schuttmassen allerdings nicht leicht und nicht ohne erhebliche Kosten vorzunehmen sind, dürften hier sicherlich nicht ohne recht befriedigende Ergebnisse für die Altertumskunde dieses Steines verlaufen. — Ein mächtiges, an steiler Felswand angebrachtes Cementmedaillon mit dem Bildnisse Jäckels sicherte dem Erschließer und Hüter des Pfaffensteins auf meine Veranlassung 1881 ein ehrendes Andenken.
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