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1. Königreich Sachsen - S. 75

1889 - Dresden : Huhle
Die Bewohner. 75 Ende des vorigen und Anfang unseres Jahrhunderts machten Bildwerke von dem Maler Grafs und den Kupferstechern Zingg und Veith und Schriften vom Pastor Leberecht Götzinger in Neustadt b. Stolpen, vom Geographen K. Aug. Engelhardt in Dresden und Pastor Nicolai in Lohmen auch weitere Kreise aus die Schönheiten des Gebirges ausmerksam, aber erst nach den Napoleonischen Kriegsjahren steigerte sich die Zahl seiner Besucher. Seit 1826 wurden von der königlichen Forstverwaltung schöne Wege gebahnt, verpflichtete Führer angestellt und einfache Gasthäuser auf den wichtigsten Punkten zugelassen. Ganz bedeutend stieg der Besuch nach der Einführung der Dampfschiffahrt 1837 und der Vollendung der Sächsisch-Böhmischen Eisenbahn 1848. Jetzt, da zu den alten, bekannten Be-suchspunkten besonders durch die Gebirgsvereine diele neue gekommen sind und für Bequemlichkeiten jeder Art Sorge getragen ist, erfreut sich das Gebirge eines immer mehr sich steigernden Fremdenverkehrs. Die Bewohner des Elbsandsteingebirges sind im allgemeinen ein kräftiger Menschenschlag von mittlerer Größe, einfach und schlicht, offen und ehrlich, treuherzig und bieder, nicht hastig und leicht beweglich wie der Erzgebirger, sondern meist bedächtig und überlegsam; aber beharrlich und fest im Wollen und in der That. Während die Männer in den Steinbrüchen, auf dem Schiffe, im Walde oder an einzelnen Orten auch hinter dem Webstuhle thätig sind, sorgen besonders die Frauen, denen man die harte Arbeit ansieht, für die Urbarmachung des steinigen und wenig fruchtbaren Bodens. Mit unendlicher Mühe und Geduld reinigen sie die schmalen Streifen der Leiten von umherliegendem Steingerölle, tragen Erde und Dünger mit vieler Beschwerde die steilen Berge empor und schaffen so das rohe und unfruchtbare Fleckchen zum fruchtbaren Stückchen um. Männer und Frauen halten aber trotz schwerer Arbeit immer auf saubere und ganze Kleidung und lieben dabei bunte Farben. Obwohl die Erwerbszweige wenig lohnend sind — der lohnendste ist die Schiffahrt, die aber nur einen Teil des Jahres ihren Mann nährt —, und es sehr wenig wohlhabende Leute giebt, giebt es doch keinen Bettler. Und doch ist der Not in den schönen Bergen gar viel. Kaum der Schule entwachsen, wandert ein erheblicher Bruchteil der männlichen Bevölkerung der Sächs. Schweiz zur Arbeit in die Steinbrüche, da örtliche Erwerbsverhältnisse einzelner Ortschaften meist nur die Wahl zwischen Schiffer und Steinbrecher lassen'). Bereits nach vier- bis fünfjähriger Thätigkeit in den Brüchen zeigen sich schon Merkmale jener unheimlichen Krankheit, die von den Ärzten als „Steinbrecherkrankheit" bezeichnet wird. Die unendlich feinen, aber scharfen Staubkörnchen dringen in die Lungen ein und bringen endlich eine Art 1) Der starke Fremdenverkehr nimmt verhältnismäßig nur einen geringen Bruchteil der Bewohner in Anspruch und auch diesen nur voll für eine sehr kurze Zeit im Jahre. — Welchen Erfolg die mit Unterstützung der Regierung ins Leben gerufenen Flecht- und Schnitzschulen haben werden, läßt sich zur Zeit noch nicht beurteilen.
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