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1. Königreich Sachsen - S. 164

1889 - Dresden : Huhle
164 Ortschaften links von der Elbe. unweit des Römerschachtes. Reiche Bürger aus Graupen und Freiberg beschafften rasch die Betriebsmittel für die neuen Gruben und erzielten im Verein mit auf eigene Hand arbeitenden Zinnwäschern, welche das Zinn durch Seifen d. h. durch Auswaschen des Sandes fließender Gewässer oder anstehender, verwitterter Gesteinsmassen gewannen, damals unglaubliche Mengen (jährlich zwischen 5000 bis 6000 Zentner) des gutbezahlten Metalles, Mengen, die freilich mit der raschen Erschöpfung der Seifen und dem größeren, weit beschwerlicheren Tiefbau abnehmen mußten. Ein wilder Raubbau, der, unbekümmert um eine Sicherung des Lebens und der zukünftigen Arbeit in den Schächten, in regelloser Weise die Zinnnester des Urgebirges aufsuchte und ausbeutete, rächte sich gar bald durch gewaltige Niederbrüche und Verschüttungen ganzer Strecken. Der erste größere Bruch geschah nach einer Reihe kleiner Verschüttungen 1545. Derselbe mahnte umsonst zu größerer Vorsicht und Sorgfalt. Die durch den Zusammenbruch geschädigten verschiedenen Besitzer der Zinnminen vereinigten sich zwar 1564 zu einer Gesellschaft, der jetzt noch bestehenden Zwitterstocksgewerkschaft, aber eine Änderung im Betrieb trat ebensowenig ein beim zweiten Bruch, der 1578 schon in vergrößertem Maßstabe zu Tage ausging und jetzt noch als „kleine Binge" sichtbar ist, bis schließlich der dritte, der verheerendste Bruch erfolgte, und zwar um vier Uhr früh am 24. Januar 1624, als das Bergglöckchen die Knappen zur Frühschicht rief. Das ganze, über 250 m tiefe, stockwerkartige, 21 Gruben umfassende Werk ging unter einer furchtbaren Erschütterung, die auf viele Meilen im Umkreis ein Beben der Erde veranlaßte, in die Tiefe. In den Gruben selbst verunglückte, da gerade Schichtwechsel eintreten sollte, niemand, aber die weichende Erdmasse riß einige Häuser und mit diesen 25 Menschen in den Abgrund. Letztere wurden, mit alleiniger Ausnahme eines 79jährigen Greises, glücklich gerettet. „Da ist unser liebes Bergwerk alles in einen Haufen gegangen", klagt ein im Freiberger Stadtarchiv aufbewahrter Bericht. Trotzdem aber nahm man das Bergwerk wieder auf und ist es bis! heutigen Tages, wenn auch unter wechselvollen Geschicken, wieder int' Gange. Von den 30 Berggebäuden des Altenberger Bergrevieres! waren 1887 nur noch 13 mit einer Belegschaft von 456 Ar-: beitem in Betrieb. Sie erbrachten 64902 kg Zinn, 39719 kg; Wolframerz, 518 kg Wismut und sonstige Produkte im Werte von 30896 Mark. Der Betrieb forderte noch Zuschüsse in der Höhe von 23000 Mark. Der seit jenem Zusammenbruche 1624 entstandene 36 m tiefe und 650 bis 700 m im Umfange messende gewaltige Erdtrichter, in dessen Wänden noch die Ganglöcher sichtbar sind und in dessen Schlund noch jetzt zeitweilig loses Gestein nachrollt, bildet als die« „große Binge" eine der beachtenswertesten Sehenswürdigkeiten desr alten Bergstädtchens.
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