Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lesestoffe aus allen Teilen der Geschichte - S. 118

1910 - Münster i. Westf. : Schöningh
— 118 — einander zu übertreffen suchten im Anbau des Landes und der Wissenschaften. Mit deu Mönchen aber wetteiferten die großen Gutsherren im Ausroden der Wälder, Eiudümmeu der Wildnisse, Anlegen von Gütern und Ortschaften. Karls des Großen weitgreifendes Beispiel hatte die Lache in Fluß gebracht, das Jahrhundert nach ihm war in Bewegung Neuland zu gewinnen. Könige und Fürsten, Grafen und Klöster freie und hörige Leute — alles rodete. Deutschland erlebte eine Zeit, wie heutzutage Amerika, das Kapland, Australien: sein Boden gewann ein neues Gesicht durch die Menge der Höfe, Güter, Burgen, Klöster und Dörfer, die neu entstanden. In dem Jahrhundert noch Karl dem Großen lebte in Deutschland auch eilte Menge ausgezeichneter Kirchenhäupter, welche sich durch wissenschaftlichen Eifer auszeichneten und Bildung in weiten Kreisen verbreiteten.. Solchen Männern wurde es auch nicht schwer, gleichsam unter der Hand dem Königtum die Kirche selbstherrlich gegenüberzustellen. Ans dieser Zeit aber hatte Deutschland den größten Vorteil durch deu Wiederbeginn seiner nationalen Selbständigkeit. Schon der Kampf der Söhne gegen Kaiser Lnwig zog nicht geringen Antrieb ans den nationalen Gegensätzen: der stärkste, der immer wieder treibende und durchschlagende Gegensatz wurzelte in dem erwachten Nationalgefühl der deutschen Stämme, das von gallischem Einfluß und Anhang los und-ledig sein wollte. In der furchtbaren Bruderschlacht zu Fontenay trafen, die Völker in drei Treffen aufeinander, und es geschah nach Rudolfs von Fulda Ausdruck „ein solches Morden von beiden Seiten, daß unser Geschlecht sich nicht erinnert, je von einer solchen Vernichtung des Frankenvolks, gehört zu haben". Auf jene Bruderfchlacht, welche die gesamte Blüte des Frankenvolks niedermähte. folgte der Teilungsvertrag zu Werden (Verdun), der das Reich in drei Teile zerlegte. L-ehr bezeichnend sind deren Namen, wie sie alsbald im Volksmunde, wenn auch noch nicht in Schriftstücken, erschienen. Der östliche Teil, in welchem nicht die vornehme romanische Sprache, sondern bloß die gemeine Sprache des Volkes, des Thiot, galt, hieß das Land der Volkssprache, das thiotiska, deutsche. Der westliche Teil, in welchem die fränkischen Herren, die aber romanisch sprachen, herrschten, war nun allein das Frankenreich: hier gab die stolze -Erinnerung an die germanische Herkunft der Eroberer, nicht die Volksmasse den Namen an. Für den Mittelteil endlich, soweit er, nördlich der Alpen, Burgunder, Rheinländer, Niederländer und Frtejeu umfaßte, kam die Benennung Lotharland auf, Lothariugien. Noch merkwürdiger, dieser Name, der bloß vou einem kurzlebigen König herrührte, blieb haften: man wußte eben keinen Gesaintnainen, um dieses Völkergemisch passend zu bezeichnen. Nun brauchte nicht mehr ein volles Menschenalter zu vergehen, als dasselbe Völkergesühl, das den ersten Teilungsvertrag verlangte, weiter drängte zu einem zweiten. Zu Meerseu an der Maas am 9. August 870 wurde Lothars Reich zwischen dem west- und oft-fränkischen König dergestalt geteilt, daß — abgesehen nur von Belgien,
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer