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1. Lesestoffe aus allen Teilen der Geschichte - S. 152

1910 - Münster i. Westf. : Schöningh
— 152 — und der Stolz der Emporkömmlinge fern und bewies er, während die Herrschaft sonst das Gefühl abstumpft, stets ein edelfühlendes Herz und vergoß heiße Tränen bei der Leiche feines Todfeindes. Er hat ans dem Becher der Gewalt getrunken und wurde doch nicht berauscht. Gerade daß Rudolf auch auf der Höhe der Macht sich nie erhob, daß er der einfache Mann blieb wie vorher, hat sein Bild dem deutschen Volke tief ins Herz geprägt: man wiederholte gern fein Wort, er halte keinen Menschen für adlig, welcher die Armen beraube und die Gerechtigkeit nicht kenne; dann, wie er, ein demütiger Herr, im Lager fein Wams selber flickte; wie er, als dem Heere die Zufuhr abgeschnitten war, eine Rübe ans dem Felde zog, um sie roh zu verzehren; wie ihn eine Bäckersfrau zu Mainz, die ihn nicht kannte, fchalt, als er sich an ihrem Feuer wärmen wollte, und sie dann, an den Hof berufen, ihr Schelten wiederholen mußte und Fleisch und Wein zum Dank erhielt; wie er immer schlagfertig Witz mit Witz vergalt. Namentlich aber blieb seine Gerechtigkeitsliebe in der Erinnerung : „Der hat Rudolfs Redlichkeit nicht", sagte man von so manchem späteren Fürsten. „Jetzt bin ich sicher, denn ich habe mit dem biedersten Mann der Welt getrunken", rief der Graf von Güns — früher sein Feind, als es ihm gelungen, unerkannt zu des Königs Tafel zu treten und einen Becher Wein zu erhafcheu. „Bis auf diesen Mann war das gleichsam in Vergessenheit begrabene Reich ohne Kaiser und ohne König in voller Verwirrung durch Brand, Raub und Mord grausam zerrissen." Rudolf hat das zerfallene Reich wieder befestigt, Ordnung und Frieden hergestellt, den deutschen Namen wieder zu Ehren gebracht. Die Nation hat ihn zu dieser Aufgabe berufen, und er hat sie durch rechtliche Mittel gelöst, nicht durch Raub, Mord, Brand, Verbrüderung mit dem Erbfeinde gegen sein eigenes Volk; er ist nur auf edleu Wegen, nicht aber durch Blut und über Verbrechen zur Macht emporgestiegen. 53. Die große volkswirtschaftliche Umwälzung iw 13. Jahrhundert. G. Schmoller, Straßburgs Blüte und die volkswirtschaftliche Revolution im 13. Jahrhundert, Straßburg 1875. Die wirtschaftliche Entwicklung der Völker ist wie alles Leben eine stetige, niemals ruheude. Aber Jahrhunderte lang sind die Umbildungen so langsam, sie beschränken sich so sehr aus einzelne Kreise und Gebiete, daß eine spätere Forschung diese Epochen als Stillstand bezeichnet. Plötzlich erscheint dann in kurzer Zeit alles verwandelt; mit fieberhafter Schnelligkeit stürzt sich ein neues Geschlecht in neue Bahnen. Auch jetzt freilich ist einzelnes, was so sehr überrascht, von langer Zeit her vorbereitet; nur nach außen erscheint es jetzt erst, weil der innere Bau eine andere Form fordert, eine neue Schale ansetzt. So läßt sich auch nicht behaupten, daß die große volkswirtschaftliche Revolution, die Deutschland von 1150 bis 1300 umgestaltete, nicht ihre Vorläuser gehabt habe. Längst war manches anders geworden, seit die Germanen ein seßhaftes Ackerbanvolk waren. Römische Technik
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