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1. Lesestoffe aus allen Teilen der Geschichte - S. 165

1910 - Münster i. Westf. : Schöningh
— 165 — Tage, sobald die Flecken von den Armen oder Schenkeln, wo sie zuerst erschienen, über den übrigen Leib sich verbreiteten. Anfangs hatten die Aerzte ihre Kunst versucht, bald aber verkündigte sich die Pest als ebenso unheilbar wie reißend, und alle Sorge für die Rettung anderer verlor sich in der um das eigene Leben: denn nicht bloß Annäherung an die Kranken, sondern schon Berührung dessen, was ihnen gehört hatte, pflanzte das Gift fort, und oft sah man alle Bewohner eines Hauses, bis auf die Haustiere, hinter dem zuerst Angesteckten dahinsterben.^ Da wurden viele von großer Todesangst ergriffen, und Nachbarn, Freunde, Verwandte vermieden und flohen einander, ja selbst Eltern verließen ihre sterbenden Kinder. Andere, die entweder einen heitern, fröhlichen Sinn für das beste Verwahrungsmittel oder das Schicksal für unvermeidlich hielten und den kurzen Augenblick des Daseins aus angenehme Weise genießen wollten, gaben sich ungeschent allem möglichen Sinnengenuß hin. Totengebräuche und Feierlichkeiten hörten aus; die meisten starben ohne Sakramente dahin; die Leichen aber wurden aus Karren fortgeführt und zu Hunderten in große Gruben geworfen. An manchen Orten, wo die Träger und Totengräber gestorben waren, mußte auch dies unterbleiben, und die Luft das Amt der Erde verwalten. Zwei fahrende Schüler, die von Bologna nach Böhmen gingen, kamen durch einige Städte und Flecken, in denen gar feine Menschen mehr angetroffen wurden; die Kranken lagen in den Häusern verlassen und starben ohne Hilfe. In Wien sollen an einem Tage nennhnndertund-fechzig, nach einem andern Zeugen sogar zwölfhundert Personen gestorben sein. An einigen Orten rechnete man aus hundert Einwohner nur zehn, an andern gar nur fünf lleberlebende. Ueberhaupt sollen zwei Fünfteile der Bevölkerung Europas von dieser Seuche hinweggerafft worden fein. Mehrere Zeitbücher deuten durch ihr plötzliches Aufhören in diesen Jahren auf den Tod ihrer Verfasser. Auch der italienische Geschichtsschreiber Johann Villani wurde eines dieser Opfer. Nur von Königen, Fürsten und Stadthäuptern starb keiner, sondern diese sannen vielmehr aus Kriege und Eroberungen. Papst Klemens zu Avignon saß in seinem Zimmer bei immerwährendem Kaminfeuer und ließ niemanden vor sich: denn die Aerzte waren uneinig, ob die Pest aus einem unregelmäßigen Lauf der Gestirne oder aus Verderbnis der Luft entstanden fei. Andere aber schrieben alles dem Willen Gottes zu. Da nun bei Menschen keine Hilfe war, wandte sich das verzweifelnde Volk an den Himmel. Wahrscheinlich ans Veranlassung kirchlicher Bnßzüge erwachte die schon in der Mitte des vorigen Jahrhunderts entstandene und wieder verschwundene Schwärmerei der Geißler oder Flagellanten. 57. (viitc Stadtfehde im 15, Jahrhundert. G. Freytag, Bilder aus der deutschen Vergangenheit, 2. 23d., 1. Abt. 8. Aufl. Leipzig 1874. Der Tag, an welchem eine gefährliche Fehde angesagt wurde, war der Schreibstube des Rates eine Zeit großer Arbeit. Die Absage geschah
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