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1. Die deutsche Geschichte in der Neuzeit seit 1740 - S. 91

1898 - Paderborn [u.a.] : Schöningh
— 91 — Heeren unterlag und die Besatzung, die es zum Schutze des Papstes in Rom unterhalten, zurückrief, bemächtigte sich das Königreich Italien, das in Rom seine natürliche Hauptstadt sah, des ganzen Kirchenstaates. Das neue Deutsche Reich war nicht gewillt, zu einer Wiedergestaltung desselben Schritte zu thun. Die so entstandene Spannung zwischen Staat und Kirche wurde noch verschärft, als man nach Gründung des Reiches daranging, die Grenzen der staatlichen und kirchlichen Gewalt festzusetzen. Es entstand daraus ein Streit, dem man den Namen Kulturkampf gegeben hat. Derselbe wurde besonders von der Partei des Centrums im preußischen Abgeordnetenhause ausgenommen und entbrannte namentlich wegen der im Mai 1873 erlassenen Gesetze über Ausbildung und Anstellung der Geistlichen. Der Staat schritt gegen widerspenstige Geistlicke mit Freiheitsstrafen und Amtsentsetzung ein. Die Civilehe wurde durck-gesetzt, d. H. der Staat erkannte nur die vor dem Standesbeamten geschlossene Ehe als rechtlich bindend an, und die Geistlichen durften nur nach vorausgegangener standesamtlicher Eheschließung die Trauung vornehmen. Ebenso wurde die Aufsicht über die Volksschule der Geistlichkeit entzogen und weltlichen Kreisschulinspektoren übertragen. Erst als nack Pius' Ix. Tode Leo Xiii. den päpstlichen Stuhl bestiegen hatte, fand der Kulturkampf sein Ende. Bedrohlicher als der kirchenpolitische Streit wurde die socialistische Bewegung. Die Hauptursache dieser feit der Mitte des Jahrhunderts auftretenden Bewegung war das seit Ausnützung der Dampfkraft zu immer größerer Bedeutung heranwachsende Großgewerbe. Die Zahl der Fabrikarbeiter, die m ihrer Existenz von dem Fabrikbesitzer abhängig waren, wuchs immer mehr; die Zahl der selbständigen Handwerker, die sich gegen die billige Arbeit der Fabriken nicht mehr halten konnten, war im Sinken; viele von ihnen wurden Lohnarbeiter in den Fabriken. Da nun die Fabrikunternehmer selbst vielfach rasch zum Reichtum gelangten, die Löhne der Arbeiter aber wenig oder gar nicht erhöht wurden, weil die Konkurrenz dazu zwang, entstand unter den Arbeiterscharen (eicht Neid und Unzufriedenheit. Sie fanden, daß der Fabrikherr ihnen von fernem Gewinn nicht genug Anteil gewähre. Ihr Haß richtete sich gegen die Gesetze und die ganzen besitzenden Klassen, die dieselben gemacht hatten; denn nur dadurch sei eine solche Ungerechtigkeit möglich geworden. Begabte Führer bemächtigten sich der Bewegung und organisierten sie. Durch eine neue Ordnung der gesellschaftlichen Verhältnisse sollte eine günstigere Verteilung der Güter herbeigeführt werden.
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