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1. Die deutsche Kultur - S. 25

1907 - Leipzig : Brandstetter
tiere, Auerochsen, Wildschweine. Wilde Pferde grasten auf den grünen Rasenflächen. Die Germanen trieben im Anfange der Besiedlung meist ein nomadisierendes Leben. Nur wenig Land wurde urbar gemacht. Den Lebensunterhalt bildeten die Beute der Jagd, die Erträgnisse der Herden und die freiwilligen Gaben der Natur. Das Land zu bebauen und die Früchte des Feldes abzuwarten, zu säen und zu ernten, dazu hatten die alten Deutschen wenig Lust. Sie überließen die Sorge für Haus, Herd und Land den Frauen und knechten. Es war mühsam, dem rauhen Boden eine Ernte abzuringen. Gewonnen wurde das Acker- und Weideland durch Niederbrennen des Waldes. Als seit etwa dem 5. und 6. Jahrhundert das Volk setzhaft wurde und sich stark vermehrte, da zogen Generationen auf Generationen nach-geborner Söhne in den Urwald, um in den unerschöpflichen Beständen der Bergwälder zu sengen und zu roden zur Gewinnung fruchtbaren Ackerlandes. Mit Hilfe des Hakenpfluges, d. H. eines gekrümmten Baumastes mit festgebundener Eisen- oder Steinspitze, riß man den Boden auf, um den Samen in die Erde zu streuen. Man baute 5torn und Gerste, Hafer und Flachs. Rettiche, eine Lieblingsspeise der Deutschen, Mohrrüben und ein spargelähnliches Gemüse gediehen vorzüglich. An edlen Obstbäumen war das Land arm. Die Apfelbäume trugen nur bittere Holzäpfel, die im Spätsommer reiften. Sie wurden aber von den wenig empfindlichen Gaumen der alten Deutschen ebensowenig verschmäht, wie die Früchte der Eichen und Buchen, welche Waldriesen damals als Fruchtbäume betrachtet wurden. Mehr Pflege als auf den Ackerbau wurde auf die Viehzucht verwendet. Unter allen Tieren war den alten Deutschen das Pferd das edelste und wertvollste. Es lief in Wald und Weide wild umher und diente wohl ebenso zur Nahrung wie zum Dienst im Krieg, zur Jagd und im Gespann. Allgemein verbreitet war die Rindviehzucht, zur Arbeit auf dem Felde und jeder Art von Zugdienst nicht minder wichtig, wie zur Beschaffung der Nahrung. Besonders scheint die Aufzucht von Jungvieh betrieben worden zu sein; die Mästung war wohl gänzlich ausgeschlossen, da es ebenso an Stallungen und Futter wie an Absatz für Mastfleisch fehlte. Butter wurde nur als Nebenprodukt gewonnen und auch die Käsebereitung, obwohl zur täglichen Nahrung Käse gehörte, trat jenem Hauptzweig der Viehzucht gegenüber zurück. Große Schafhaltung war schon wegen der für die tägliche Bekleidung wichtigen Wolle geboten; aber auch das Fleisch und die Milch der Schafe war für den täglichen Bedarf benötigt. Die Schweinezucht war überall in Deutschland durch die reichen Eichenwälder besonders begünstigt und wegen der bei geringer Pflege großen Er- 25
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