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1. Die deutsche Kultur - S. 159

1907 - Leipzig : Brandstetter
in den Wirtshäusern die Laute, erheiterten die Gäste als Schellen trägerinnen oder fanden in den Bade- und Rasierstuben Verwendung. Auch Ärztinnen, Lehrerinnen und Kindergärtnerinnen gab's in jener Zeit in den größeren Städten. Für viele Mädchen und Witwen blieb das Kloster die einzige Zuflucht. Frauen wohlhabenden Standes brachten dem Kloster ihr Vermögen zu, um in klösterlicher Stille ein beschauliches Leben zu führen. Reichte ihr Vermögen nicht aus, so mutzten sie sich durch ihrer Hände Arbeit, durch Stricken, Nähen, Spinnen, Weben und Bleichen von Leinwand nützlich machen. Besonders segensreich wirkten die Frauenklöster und Beginenhäuser, wie man die kloster-. artigen Anstalten nannte, in der Armen- und Krankenpflege. 6. Das Reformationszeitalter. Durch die Reformation, die vom Bürgerstande ausging und wesentlich in ihm wurzelte, wurde der bürgerliche Geist gekräftigt und geläutert. Das deutsche Volk nahm einen sittlichen und geistigen Aufschwung. Ein warmer Sinn für das Haus, die Gemeinde, das Reich, eine innige, wahrhaft aus dem Herzen kommende Frömmigkeit belebte den Volksgeist. Luther und seine Mitarbeiter erkannten, daß dem Volke vor allem durch eine bessere Erziehung geholfen werden könne und müsse; deshalb suchten sie mit allen Mitteln auch die Frauen-bildung zu heben. In seiner 1524 erschienenen Schrift: „An die Ratsherren aller Städte Deutschlands" forderte Luther, daß die Städte christliche Schulen aufrichten und halten sollten: „Die Welt bedarf feiner, geschickter Männer und Frauen, datz die Männer wohl regieren könnten Land und Leute, die Frauen wohl ziehen und halten könnten Haus, Kinder und Gesinde." Auch wußten die Reformatoren den Einfluß der Frauen wohl zu schätzen, den sie in religiöser Hinsicht in Haus und Familie ausüben. Luther meinte: „Wenn die Weiber die Lehre des Evangeliums annehmen, so halten sie viel härter und steifer darüber als die Männer." Die Mädchenausbildung lag im Mittelalter lediglich in den Händen der Frauenklöster und geistlichen Frauenorden. Weil aber diese Anstalten meist nur wenig leisteten, nicht immer Beispiele guter Zucht und Sitte gaben und nicht im Sinne der lutherischen Lehre wirkten, suchte man sie, oft nicht ohne Gewaltsamkeit, zu verdrängen. An ihre Stelle sollten städtische Mädchenschulen treten. Neben Luther hat für die Errichtung solcher Iungfrauenschulen namentlich Bugenhagen gewirkt, der das Schulwesen vieler niederdeutscher Städte (namentlich in Lübeck, Hamburg und Braunschweig) geordnet hat. Die Jungfrauen sollen bei täglich zwei Stunden Unterricht lesen lernen, etliche Deutung der zehn Gebote, des Glaubens und der 159
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