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1. Die deutsche Kultur - S. 163

1907 - Leipzig : Brandstetter
Gold- oder Silberstickerei geschmückt war und unter dessen weit zurückgeschlagenen Ärmeln die zierlichen Manschetten hervorsahen. Stiefeln trug man nur bei schlechtem Wetter, und in Damengesellschaft durfte Tnctn nicht anders als in Schuhen und seidenen Strümpfen erscheinen. Den Kopf bedeckte die gepuderte Perücke. Ähnlich unnatürlich war die Haarfrisur der Damen. Durch einen Rotzhaarwulst und ein Draht-gestell war das Haar zu ungeheuerlicher Höhe aufgetürmt, gepudert und mit Bändern, Blumen und Federn geziert. Während der Oberkörper durch ein aus Fischbeinstäbchen geformtes Schnürleib zusammengepreßt war, fiel das Kleid über einen aus Draht geformten Reifrock in bauschiger Weite herab. Die Putzsucht der Frauen hatte mit der kirchlichen Sittenpolizei einen harten Kamps zu bestehen. Die mittelalterlichen Kleiderordnungen waren noch nicht verschollen und wurden von Zeit zu Zeit wieder erneuert. In der Öffentlichkeit nutzte die Frau strenge die gesellschaftlichen Formen einhalten. Sie durfte nicht ohne männliche Begleitung im Theater, Konzertsaal oder auf Spaziergängen erscheinen. Es galt für unschicklich, ohne Kammermädchen über die Stratze oder in die Kirche zu gehen oder gar einen Kaufladen zu besuchen. Bei der Eheschließung war meist nicht die Neigung, sondern der Wunsch der Eltern maßgebend. Wohl nicht das Recht, aber die Sitte wollte es, daß die Tochter nach der Wahl der Eltern die Ehe schloß. Die Folge waren viele unglückliche Ehen, eine Abwendung des Mannes von der Gattin und eine Vernachlässigung der Mutterpflichten seitens der Frau. Für eine bessere Mädchenerziehung traten die Pietisten, vor allem Aug. Herrn. Franke ein, der auch eine Mädchenschule gründete. Fortschritte machte das Mädchenschulwesen aber erst durch den Einfluß der Aufklärung am Ende des 18. Jahrhunderts. Bisher hatte man Institute und Pensionate gegründet, deren Hauptzweck darin bestand, die Zöglinge für den Salon zu erziehen. Auf die Formen des Umgangs, auf die Zierlichkeit und Vornehmheit der Haltung und Bewegung wurde großes Gewicht gelegt. Tiefere Kenntnisse, Bildung des Herzens und Charakters, namentlich die Tugenden des Fleißes und der Sparsamkeit und der Sinn für Häuslichkeit kamen dabei schlecht weg. wesentliche Änderung zum Besseren trat am Ende des 8. Jahrhunderts durch die französische Revolution und durch den Einfluß der großen Denker und Dichter hervor. In den Trubeln der Revolutionskriege hatten die Männer keine Zeit mehr zum Zöpfeln und Frisieren. Perücke und Puder verschwanden, an die Stelle der kurzen Kniehose trat das lange Beinkleid, an die Stelle des reich-Derzterten Rockes der schlichte, prunklose Anzug. Auch in der Frauen- ••&+ • ü o-lc .^e°,Dlution eine Befreiung herbei. Die bisherige übertriebene Zierlichkeit und Überladung der Rokokomode mußte der
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