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1. Die deutsche Kultur - S. 168

1907 - Leipzig : Brandstetter
bestimmt, die von ihren Eltern dem Kloster übergeben wurden, um selbst Mönche zu werden. Sie sollten in den Schulen durch Unterricht sowohl wie durch eine strenge kirchliche Zucht auf den geistlichen Beruf vorbereitet werden. Bald öffneten die Mönche ihre Schulen aber auch anderen Knaben und Jünglingen adeliger sowohl wie niedriger Herkunft. Der Elementarunterricht dieser Schulen, der etwa drei Jahre währte, erstreckte sich zunächst auf Lesen und Schreiben. Die ersten Leseübungen wurden an der Wachstafel oder kleinen Pergamentblättern vorgenommen, auf welche die Lehrer den Lehrstoff, das Abc, einige Silben und Wörter, aufschrieben. Für die ersten Schreibübungen wurden Wachstafeln benutzt, auf welche die Knaben mit einem Griffel die Schriftzüge eingruben. Wenn sie hierin die nötige Fertigkeit erlangt hatten, schrieben sie mit Tinte und Feder auf Pergament. Auch Gesangunterricht (Kirchengesang), die Anfangsgründe des Rechnens, der Religion und der lateinischen Sprache gehörten zum Elementarunterricht. Ihm folgte in weiteren acht Jahren das Studium der sog. „freien Künste". Gelehrte Männer, Ratgeber der Kaiser und Fürsten, Bischöfe und selbst Päpste sind aus solchen Schulen hervorgegangen. Die hervorragendsten deutschen Klosterschulen waren die zu St. Gallen, Korvei an der Weser, Reichenau und Fulda. Die Schulen der Frauenstifter ließen sich die Ausbildung der Mädchen angelegen sein. Die Kloster-- und Chorfrauen betrieben mit Eifer das Abschreiben von Büchern, das Malen und die Kunststickerei. Seit dem 10. Jahrhundert wurde es Sitte, daß vornehme Familien ihre Töchter den Klöstern zur Ausbildung überließen. Prinzessinnen, Tochter von Adeligen und in späterer Zeit auch Bürgertöchter sind in den Klöstern erzogen worden. Allgemeine Verbreitung fanden die kirchlichen Schulen nicht. Das Volk zeigte noch zu wenig Bedürfnis nach geistiger Bildung, den Geistlichen fehlte es vielfach an Zeit und Geschick, öfter aber noch an der nötigen Lust zum Volksunterricht. So ist es zu einer wirklich allgemeinen Volksbildung das ganze Mittelalter hindurch nicht gekommen. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts begann in den emporblühenden Städten eine große geistige Regsamkeit. Zunächst entstand das Bedürfnis nach Bildung in den Kreisen der Bürgerschaft, welche die städtische Verwaltung in den Händen hatte, und bei den großen Kaufleuten. Mit dem Aufblühen der Gewerbetätigkeit machte sich das Verlangen nach Bildung auch bei den Handwerkern geltend, und tatsächlich wurde seit dem 14. Jahrhundert bei den Handwerkern die Kunst des (deutschen) Lesens und Schreibens allgemein verbreitet. Die Städte nahmen sich des Schulwesens an und gründeten Stadt- oder Bürgerschulen, denn die noch bestehenden Kirchenschulen trugen den 168
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