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1. Die deutsche Kultur - S. 175

1907 - Leipzig : Brandstetter
Seiten flössen ihm reichliche Unterstützungen zu, so daß seine Stiftungen einen großartigen Fortgang nahmen. Bei Frankes Tod umfaßte die Anstalt eine ganze Reihe verschiedenartiger Schulen und Erziehungsanstalten: ein Waisenhaus, ein Pädagogium (eine Erziehungs- und Unterrichtsanstalt für vornehme Knaben und Jünglinge), ein Gymnasium und mehrere Volksschulen, zusammen mit mehr als 2000 Schülern. Frankes aufopfernde Liebe zu dem verwahrlosten Volke, seine segensreichen Stiftungen und sein ganzes Wirken, das dem niederen Volke und dem Volksschulwesen galt, fanden weithin Nachhall und Nacheiferung. Am kräftigsten äußerte sich dieser Einfluß in Preußen, wo König Friedrich Wilhelm I. den Ideen Frankes Eingang verschaffte. In der Provinz Preußen, wo es um Kirche und Schule bis dahin besonders traurig bestellt war und Volksschulen nur ganz vereinzelt sich vorfanden, hat Friedrich Wilhelm ein Volksschulwesen überall erst ins Leben gerufen. Mehr als 1000 Volksschulen gründete er, zu welchem Zwecke er aus seiner eignen Kasse bedeutende Geldsummen opferte. Auch in den übrigen Teilen seiner Monarchie hat er eine große Anzahl neuer Volksschulen errichtet und die bestehenden nach Kräften gebessert. Zwar mußten die Schulstellen, da es Lehrerseminare noch nicht gab, auch jetzt noch mit Handwerkern besetzt werden. Aber der König verordnete doch, daß dieselben von Pastoren und Superintendenten für das Lehramt ausreichend vorgebildet würden. Jeder Lehrer sollte imstande sein, in der Religion, im Singen, Lesen, Schreiben und Rechnen Unterricht zu erteilen. Auch führte der König allgemeinen Schulzwang ein, sorgte für eine gründliche Beaufsichtigung der Schulen seitens der weltlichen und geistlichen Behörde und verbesserte das Einkommen der Lehrer. Neue Anregungen brachte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Aufklärung dem Schulwesen. Die Aufklärer wollten durch Verstandesbildung und moralische Bildung die Menschen zur Glückseligkeit schon hier auf Erden führen; sie mußten deshalb auch der Jugenderziehung ihre Aufmerksamkeit zuwenden. Viele Fürsten legten Hand ans Werk. Ihrer landesväterlichen Fürsorge kam es darauf an, die Untertanen durch ein verbessertes Schulwesen „bürgerlich brauchbar" zu machen, durch vermehrte geistige Bildung Ackerbau, Handel und Gewerbe zu heben und damit den Staat steuerkräftiger zu machen. Groß indes war der Widerstand, den Fürsten und Aufklärer bei dem Adel, einem Teil der Geistlichkeit und dem Volke selbst fanden. Der Adel fürchtete für seine Vorrechte, die Geistlichen hatten Mißtrauen gegen die Vernunftreligion der Aufklärer, dem Volke war alles verhaßt, was es aus den altgewohnten Geleisen herauszubringen drohte. Es ist mehrfach vorgekommen, daß die Gemeinden sich der Einführung 175
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