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1. Die deutsche Kultur - S. 202

1907 - Leipzig : Brandstetter
inspektionsbezirke ernannten außerordentlichen Vertreter des Königs, die Königsboten. Zur Durchführung seiner Aufgaben standen dem König das gesamte Staatsgut und die Staatseinnahmen (Zölle, Abgaben, Strafen und Bannbutzen) zur Verfügung. dieser Steigerung der königlichen Gewalt hat das fränkische Jicich die Selbständigkeit der Stämme nicht völlig zu überwinden vermocht. In den ordentlichen Gerichten, den Hundertschaftsgerichten, wurde, obwohl Vorsitz und Leitung einem königlichen Beamten, dem Grafen, zustand, das Urteil von der Gerichtsgemeinde, von den versammelten Volksfreien, gesprochen. Auch in dem vom König versammelten Heer wurde bisweilen die Erinnerung an die altgermanische Landsgemeinde wach, indem es die Entscheidung traf, ob ein Kriegszug unternommen werden sollte oder nicht. Als eine Nachahmung der altgermanischen Volksversammlung richteten die Könige das „Märzfeld" ein, eine jährliche Heerschau, womit Beratungen über allgemeine Angelegenheiten verbunden waren. Vor allem wurde die Macht des fränkischen Reichskönigtums bald durch den wachsenden Einfluß der weltlichen und geistlichen Großen wesentlich eingeschränkt. Schon während des 6. Jahrhunderts bediente sich der König des Beirats seiner Großen bei wichtigen Reichsangelegenheiten. Durch die massenhaften Schenkungen von Königsgut an die Kirche und an den unzuverlässigen Dienstadel schwächten die Könige selbst ihre eigne Macht, daß sie kaum über eine wichtige Reichsangelegenheit zu entscheiden sich getrauten, ohne sich mit ihren Großen eins zu wissen. Während der Regierung der letzten Merowinger sank das Königtum zu einem reinen Schattenkönigtum herab. Tatsächlich war die Reichsgewalt in den Händen des Oberhaupts des Adels, des H a u s m e i e r s. Um die Mitte des 8. Jahrhunderts verdrängte der Hausmeier Pipin das Merowingergeschlecht endgültig vom fränkischen Königsthron. Der letzte Merowingerkönig Childe-rich Iii. wurde ins Kloster gesteckt, und die fränkischen Großen huldigten Pipin selbst als König. Dieser Thronerwerb wurde bestätigt durch den Spruch des römischen Bischofs. Zu hohem Ansehen Brachte Karl d e r Große das fränkische Königtum. Der Grundgedanke seines wohlerwogenen Planes war: die Königsgewalt zu befestigen und zu erweitern. Dazu diente seine fast vierzigjährige kriegerische Tätigkeit und die eingehende Fürsorge, die er den inneren Angelegenheiten seines großen Reiches widmete. Durch die Erneuerung des weströmischen Kaisertitels (im Jahre 800) erlangte Karl der Große zwar keine Vermehrung seiner Macht oder seines Gebietes, wohl aber wuchs sein Ansehen als höchster Beschützer der Christenheit und Nachfolger der Beherrscher des römischen Weltreiches. 202
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