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1. Deutsche Geschichte vom Ausgange des Mittelalters - S. 25

1910 - Berlin : Singer
— 25 — teten. Genug, die Vereinigung aller administrativen und militärischen Machtmittel in einer Hand, der fürstliche Absolutismus, wurde eine ökonomische Notwendigkeit. Es war jedoch dafür gesorgt, daß dieser moderne Absolutismus, je stärker er gegenüber den Bauern und den Handwerkern, dem Adel und der Geistlichkeit wurde, keineswegs dem Kapital über den Kopf wuchs. Im Gegenteil, je mehr feine Macht nicht mehr auf dem Grundbesitze, sondern auf dem Gelde beruhte, um so abhängiger wurde er vom Kapital. Die Heere, die die Fürsten halten mußten, kosteten sehr viel Geld, und nicht minder kostspielig wurden ihre Hofhaltungen, durch deren Prunk und Ueppigkeit der murrende Feudaladel von seinen Burgen an den Hos gelockt werden sollte. Ein wahnsinniger Luxus, der unmenschliche Summen verschlang, entfaltete sich an den fürstlichen Höfen. So begannen die Fürsten Geldabgaben zu erheben, wobei sie mehr oder minder von den reichen Städten abhängig wurden, die sich dafür neue Rechte kauften. Aber auch Geldbewilligungen genügten nicht immer, die Lücken zu füllen, die unaufhörliche Kriege und höfische Verschwendung in die fürstlichen Finanzen rissen, und die modernen Fürsten gerieten trotz ihrer scheinbar unumschränkten Macht bald in die Schuldknechtschaft des Kapitals. Das revolutionäre Kaufmannskapital schuf aber nicht nur den modernen Absolutismus, sondern wandelte auch die mittelalterlichen Klassen der Gesellschaft nach seinen Bedürfnissen um. Die Gier nach Gold und Silber, der Ware, die alles kauft, griff aufs flache Land über; die Landwirtschaft warf sich auf die Warenproduktion; mochte der Landwirt fortfahren, für den eigenen Verbrauch zu produzieren, so mußte er daneben noch einen Ueberschuß herstellen, der als Ware auf den städtischen Markt gebracht werden konnte. Die Landwirtschaft wurde auch eine Geldquelle, und unter besonders günstigen Umständen gelang es den Bauern wohl, durch die Verwandlung ihrer Lasten und Leistungen in Geldabgaben sich vom feudalen Joche zu befreien. Allein im allgemeinen, und namentlich für die deutschen Bauern, wurden die Geldabgaben eine Geißel, die sie zur Verzweiflung trieb, ohne den Feudalherren viel zu nützen. Die Warenproduktion verlieh dem Grund und Boden selbst den Charakter einer Ware und damit einen Wert, der nicht bestimmt wurde durch die Zahl der Bewohner, die er ernährte, sondern durch den Ueberschuß, den er lieferte. Je geringer die Zahl der Bebauer im Verhältnis zum Ertrage, und je anspruchsloser deren Lebenshaltung war, desto größer
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