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1. Deutsche Geschichte vom Ausgange des Mittelalters - S. 47

1910 - Berlin : Singer
— 47 — Die Eroberung Konstantinopels durch die Türken versperrte die Handelswege nach dem Orient, so daß die sich immer stärker entwickelnde Warenproduktion neue Absatzmärkte und Handelswege zu suchen gezwungen war. Mit dem Zeitalter der großen geographischen Entdeckungen hob die moderne Kolonialpolitik an, von der Deutschland durch seine geographische Lage ausgeschlossen war. Sein ökonomischer Aufstieg wurde mehr und mehr unterbunden und damit schwand auch die Möglichkeit seiner politischen Zentralisation. Die allmählich, aber unaufhaltsam fortschreitende Verarmung Deutschlands wurde eine neue Stütze der Fürstenherrschaft, machte sie freilich auch um so unerträglicher für das deutsche Volk, da die Heftigkeit der Plünderung in gleichem Maße mit ihrer Schwierigkeit wuchs. Von den drei großen Parteigruppen, die sich beim Ausbruch der deutschen Reformation gebildet hatten, war die ple-bejifch-revolutionäre in den Blutströmen des Bauernkrieges erstickt worden, während die bürgerlich-resormierte durch diesen Krieg einen Stoß erhalten hatte, von dem sie sich lange nicht erholen konnte. Aber auch an der katholisch-konservativen ging der Sturm der Zeit nicht spurlos vorüber. Es bildeten sich nunmehr drei neue Parteien, die aus deutscher Erde miteinander rangen, aber freilich weit über die deutschen Grenzen hinaus europäische Bedeutung gewannen. Es waren der Jesuitismus, der Kalvinismus und das Luthertum. Sie trugen alle noch die religiöse Färbung, waren aber unter ihrer kirchlichen Form ökonomisch-politische Organisationen. Alle drei entsprangen, trotz aller dogmatisch-religiöser Gegensätze, einem gemeinsamen Boden; sie unterschieden sich von der feudal-mittelalterlichen Kirche, wie die feudalistische von der kapitalistischen Produktionsweise. Der Jefuitismus war der auf kapitalistischer Grundlage reformierte Katholizismus. War das Papsttum zu einem Mittel und Werkzeug der großen modernen Monarchien geworden, die sich aus den Bedürfnissen der kapitalistischen Produktionsweise entwickelt hatten, so mußte es auf kapitalistische Füße gestellt werden, um ein wirksames Mittel und Werkzeug der Herrschaft zu sein, und eben dieses besorgte der Orden Jesu, indem er die katholische Kirche den neuen ökonomischen und politischen Verhältnissen anpaßte. Er reorganisierte das gesamte Schulwesen durch die klassischen Studien, die höchste Bildung, die es damals gab, und nahm insoweit die Erbschaft des Humanismus auf; er wurde die größte Hanbelsgefellschaft der Welt, die ihre Kon-
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