Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Deutsche Geschichte vom Ausgange des Mittelalters - S. 84

1910 - Berlin : Singer
— 84 — werden lassen, aber eben deshalb auch keine zu völliger Ohnmacht verurteilen. Sie mußte Ackerbau, Handel, Industrie, genug alle kapitalistischen Produktionskräfte fördern, schon um ihren Vehördenapparat und ihr stehendes Heer zu unterhalten, aber sie durfte auch nicht mit den feudalen Ständen brechen, die sie als Gegengewicht gegen die Bourgeoisie brauchte, und namentlich deshalb auch nicht, weil der absolute Monarch der größte Grundbesitzer des Landes zu sein pflegte, somit gemeinsame Interessen mit den anderen Großgrundbesitzern hatte, mit dem Adel und mit der Geistlichkeit. So wohnten gewissermaßen zwei Seelen in der Brust der absoluten Monarchie, eine aufgeklärte, eine bürgerliche, die sich angelegen fein ließ, die kapitalistischen Produktionskräfte nach Möglichkeit zu entwickeln, und eine feudale, eine mittelalterliche, die nur darauf bedacht war, der Nation möglichst viel auszupressen, um die Beute im Interesse der feudalen Gesellschaftsklassen zu verzehren. Auf die Dauer vertrugen sich diese beiden Seelen aber nicht miteinander; die absolute Monarchie konnte den Adel nicht befriedigen, ohne die Bourgeoisie zu verletzen und umgekehrt, je mehr sich mit der fortschreitenden historischen Entwickelung das Gleichgewicht zwischen Adel und Bourgeoisie zuungunsten des Adels und zugunsten der Bourgeoisie änderte, um so mehr mußte die absolute Monarchie ins Wanken geraten, denn gerade auf diesem Gleichgewichte der herrschenden Klassen beruhte sie. Völlig unerträglich wurde die absolute Monarchie den beherrschten Klassen. Die ländlichen wie die städtischen Arbeiter lebten unter dem französischen Absolutismus, und zwar schon in dessen Glanzzeit, im fürchterlichsten Elend. Nach der bürgerlichen Geschichtsschreibung soll die absolute Monarchie aus dem Schutze erwachsen sein, den sie den Schwachen gegen die Starken gewährte. Darunter wird aber nichts anderes verstanden, als die Eingriffe der absoluten Monarchie in die ökonomischen Zustände. Eingriffe, die dazu bestimmt waren, den sogenannten Nationalreichtum, das heißt die Warenproduktion zu fördern. Diese Eingriffe kamen nicht den arbeitenden Klassen zugute, sondern der kapitalistischen Produktionsweise, teils direkt durch Monopole, Schutzzölle, finanzielle Unterstützungen, teils indirekt durch Aufhebung oder Milderung der Leibeigenschaft, durch Verbesserung der Schulen und ähnliches. Um die arbeitenden Klassen als solche hat sich der Absolutismus nie gekümmert: soweit er scheinbar ein gewisses Interesse für sie zeigte, kam es ihm nicht darauf an, Sklaven
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer