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1. Deutsche Geschichte vom Ausgange des Mittelalters - S. 88

1910 - Berlin : Singer
Sie fanden bereitwillige Hilfe bei den deutschen Zwergdespoten, die nun in ihrer Weise gegen den Stachel der französischen Revolution zu lösen versuchten. Namentlich die geistlichen Kirchenfürsten am Rhein gestatteten gegen alles Völkerrecht dem adligen Emigrantengesindel, das vor der Revolution aus Frankreich geflohen war, den Krieg gegen seine Vertreiber aus deutschem Boden zu rüsten. Waren diese Rüstungen auch nicht gefährlich, so reizten sie doch das französische National-gesühl um so mehr, als der französische König und namentlich die französische Königin, eine österreichische Prinzeß, durch landesverräterische Umtriebe auswärtige Mächte zum bewaffneten Einbruch in Frankreich aufzustacheln versuchten. Als nun gar das Königspaar im Sommer 1791 einen mißglückten Fluchtversuch machte, brach eine elementare Aufregung in Frankreich aus; man nahm an und war damit auch ganz auf der richtigen Fährte, daß der König beabsichtigt hatte, an der Spitze fremder Heere nach Frankreich zurückzukehren und die absolute Monarchie wiederherzustellen. Er mußte nunmehr die empfindlichsten Demütigungen auf sich nehmen. Dadurch wurden die großen Mächte in Deutschland mobil gemacht, in erster Reihe der deutsche Kaiser Leopold Ii., ein Bruder der französischen Königin, und dann auch der König Friedrich Wilhelm Ii. von Preußen, der anfangs mit der französischen Revolution kokettiert und durch seinen Gesandten in Paris sogar mit der demokratischen Partei der Pariser Nationalversamlung vertrauliche Beziehungen angeknüpft hatte — nicht aus Begeisterung für die Ziele der Revolution, sondern aus neidischer Schadenfreude über die Schädigung der französischen Monarchie, in dem Bestreben, die Eier der hohen-zollernschen Hauspolitik an dem revolutionären Feuer zu kochen. Sobald er jedoch merkte, daß mit diesem Feuer nicht zu spaßen sei, verfiel er in die entgegengesetzte Stimmung und spielte den irrenden Ritter, der mit seinem rostigen Spieß gegen den Drachen der Revolution auszog. Immerhin war das Säbelgerassel, worin sich der österreichische Kaiser und der preußische König gefielen, noch nicht sehr ernst gemeint. Aber nunmehr erwachte die Kriegslust auch in der Pariser Nationalversammlung, die im Herbst 1791 neu gewählt worden war und von den Girondisten beherrscht wurde, einer republikanischen Bourgeoispartei, die ihren Hauptsitz in den südwestlichen Handelsstädten Frankreichs hatte und mit der wachsenden Herrschaft der Pariser Jacobiner sehr unzufrieden war. Sie schürte die kriegerische Stimmung, die die deutschen Heraus-
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