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1. Deutsche Geschichte vom Ausgange des Mittelalters - S. 132

1910 - Berlin : Singer
— 132 — der Kranken lag. Freiligrath hat später nicht mit Unrecht gemeint, daß schon seine erste Periode, die Zeit seiner Löwen-und Wüstenpoesie, eine revolutionäre Opposition gegen die zahme Gesellschaft gewesen sei. Aber ihm selbst und seinen zahllosen Bewunderern war dieser Charakter seiner Dichtung noch unbewußt; er nahm eine kleine Pension an, die ihm der König von Preußen anbot, damit er sorgenfrei leben könne, und führte ein fröhlich-harmloses Poetendasein an den lieblichen Usern des Rheins. Ein engerer Landsmann des Westfalen Freiligrath war Christian Dietrich Grabbe (1801—1836), seiner Anlage nach der hervorragendste Dramatiker der dreißiger Jahre und eines der großen Talente, die an dem Elend der deutschen Zustände umgekommen sind. Solcher Talente gibt es nur allzuviele; sie alle sind erschütternde Proteste gegen die armselige Philisterweisheit, daß sich das Talent durch alle Ungunst der äußeren Umstände durchzuringen wisse. Wenn Freiligrath seinem toten Landsmanne nachsang, daß der Dichtung Flamm' allezeit ein Fluch sei, so ist das in dieser Form unrichtig; Freiligrath selbst ist trotz aller Kämpfe, die er geführt, und trotz aller Not, die ihn bedrückt hat, dennoch und gerade in diesen Kämpfen ein glücklicher Mensch gewesen. Der wirkliche Fluch, an dem Grabbe untergegangen ist, war die armselige Kleinstaaterei und Kleinstädterei, war der Druck der sozialen Verhältnisse, von dem es ihm nie gelang, sich zu befreien, war der Verfall der deutschen Bühne, die ihm, dem geborenen Dramatiker, kein fruchtbares Schaffen ermöglichte, war endlich auch feine Taubheit gegen den weckenden Ruf der Julirevolution, eine Taubheit, die sich daraus erklärt, daß er, schon als Kind geknechtet und verelendet, sich von früh auf dem Trunk ergeben hatte, der ihn endlich ganz entmannt und einem frühen Tode überliefert hat. Grabbe hat eine Reihe von Dramen geschaffen, deren jedes glänzende Gaben verrät, aber deren keines sich eine nationale Bedeutung zu erkämpfen vermocht hat. Eine letzte Zuflucht hatte Grabbe bei Jmmermann gefunden. Jmmermann (1796—1840) war ein preußischer Landgerichtsrat, der in Düsseldorf eine kleine Musterbühne einzurichten versucht hatte. Sie blieb ein Experiment, zumal da Jmmermann selbst in seinen zahlreichen, längst vergessenen Dramen noch ganz in der Romantik befangen war. Bedeutender sind feine Romane, in erster Reihe der Münchhausen, der zur einen Hälfte eine bittere und heute nicht mehr
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