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1. Deutsche Geschichte vom Ausgange des Mittelalters - S. 168

1910 - Berlin : Singer
— 168 — Patow, Schwerin, der zehn Jahre früher im Ministerium Ccnnphausen-Hansemann gesessen hatte. So brachte die Bourgeoisie ohne alles eigene Verdienst wieder einen Fuß in den Steigbügel. Allzu schwer hatte sie unter der reaktionären Wirtschaft der fünfziger Jahre nicht gelitten. Der industrielle Aufschwung dieses Jahrzehnts tröstete sie über das Verpuffen ihres, politischen Ehrgeizes. Sie nahm alles reaktionäre Ungemach; gern in den Kauf, wenn nur das Proletariat geknebelt blieb-und die Geschäfte gut gingen. Beides leistete oder schien doch> die Reaktion zu leisten. Metall- und Textilindustrie, Kohlen--und Eisenproduktion nahmen einen gewaltigen Aufschwung, die ozeanische Dampfschiffahrt gedieh, nicht zuletzt durch die' massenhafte Auswanderung, und das Netz der Eisenbahnen: spann sich durch den steigenden Gütertransport immer dichter aus. Das große Kapital begann auch in Deutschland in seine Blüte zu treten, und einem ersten Gründungsschwindel folgte nach der Handelskrise von 1857 schon ein erster kleiner Krach. Indessen bei aller Hasenherzigkeit der Bourgeoisie machten ihre guten Geschäfte selbst sie schließlich rebellisch. Die deutsche Zerrissenheit legte der schrankenlosen Entfaltung der kapitalistischen Produktionsweise gar zu drückende Fesseln an. Die Ehe- und Niederlassungsbeschränkungen, die die einzelnen deutschen Staaten trennten und das Kapital an der freien Verfügung über die Arbeiterklasse hinderten, der Mangel an diplomatischem Schutz im Auslande, der die deutsche Konkurrenz auf dem Weltmarkt empfindlich beschwerte — diese und andere Folgen des Partikularismus wurden für die Bourgeoisie um so unerträglicher, je mehr sie über alles bisherige Maß hinauswuchs. So gern sie auf die deutsche Freiheit verzichtete, wenn nur die Profite anschwollen, so sehr drängten die anschwellenden Profite sie auf die deutsche Einheit. Als Organ dieser (Einheitsbestrebungen gründete sie den Kongreß deutscher Volkswirte, auf dem ihre literarischen Bediensteten, die Nichts-als-Freihändler, wie sie damals genannt wurden, für die deutsche Einheit als wirtschaftliche Notwendigkeit, für Freizügigkeit und Gewerbefreiheit, für die schleunigste Wegräumung aller feudal-zünftigen Schranken, kurzum für alle Interessen des Kapitalismus lärmende Trommeln rühren mußten. Selbstverständlich versprachen sie nicht nur der Bourgeoisie, sondern auch dem Kleinbürgertum und der Arbeiterklasse die Wiederkehr des tausendjährigen Reiches von dem
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