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1. Deutsche Geschichte vom Ausgange des Mittelalters - S. 172

1910 - Berlin : Singer
— 172 — Gegenüber der Gefahr, die ihm von Frankreich und Sardinien drohte, begehrte Oesterreich die Hilfe des deutschen Bundes und namentlich des preußischen Staates. Es entstand auch eine gewisse nationale Aufregung in Deutschland, die freilich ganz unklar war und eine bedenkliche Neigung entfaltete, reaktionärem Franzosenhaß zu verfallen. Am unklarsten von allen war der preußische Prinzregent, und er setzte sich mit großer Gewalt mitten zwischen zwei Stühle; er mobilisierte das preußische Heer, was eine halbe Drohung gegen Frankreich, und er beanspruchte den Oberbefehl über das deutsche Bundesheer, was eine halbe Drohung gegen Oesterreich war. Die einzige Wirkung dieser sinn- und ziellosen Politik war, daß Frankreich und Oesterreich den Frieden von Villafranca schloffen, durch den Oesterreich die Lombardei an Sardinien abtrat, um sich die Oberherrschaft in Deutschland zu sichern, und daß die preußische Politik einmal wieder das Gespött auf allen europäischen Gassen war. Die nationale Bewegung Deutschlands endete in einem nationalen Katzenjammer, der sich in einem allgemeinen Hader austobte. Da aber keine der hadernden Parteien die Hand an die Wurzel des Uebels, an die dynastische Vielherrschaft in Deutschland, legen wollte, so gebaren die kreisenden Berge nur ein Mäus-letn und dazu ein totes: die papierne Reichsverfassung, die die Frankfurter Nationalversammlung im Frühjahr 1849 beschlossen hatte. Um sie scharte sich der Nationalverein, der im Herbst 1859 entstand, feinen stärksten Stützpunkt in der Bourgeoisie der Mittel- und Kleinstaaten hatte und die Einigung Deutschlands unter der preußischen Spitze aus sein Banner schrieb. In Preußen war die erste Session des neuen Abgeordnetenhauses unter dem Drucke der Kriegsereignisse ohne Ergebnisse verflossen; in der zweiten Session kam das liberale Ministerium mit feiner ersten großen Maßregel ans Tageslicht, mit der Forderung einer umfassenden Heeresreform, die den Staatshaushalt mit einer jährlichen Mehrausgabe von ziemlich zehn Millionen Talern belastete. Vom militärische technischen Standpunkt hatte der Plan in seiner Art Hand und Fuß, zumal da er die allgemeine Wehrpflicht viel gründlicher durchführen wollte, als bis dahin geschehen war. Auch kam er den Wünschen der Bourgeoisie insofern entgegen, als sie sich darüber klar geworden sein mußte, daß die deutsche Einheit unter preußischer Spitze nicht ohne ein schlagfertiges preußisches Heer zu haben war. Aber daneben war die Heeresreorganisation
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