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1. Deutsche Geschichte vom Ausgange des Mittelalters - S. 174

1910 - Berlin : Singer
— 174 — Prinzregent als König Wilhelm T. sein Nachfolger geworden. Schon bei seiner Thronbesteigung hatte er durch eine kümmerliche Amnestie, voll tückischer Fallstricke und Klauseln, vor aller Welt bekundet, daß er noch immer der alte Reaktionär sei und den 18. März 1848 in gutem Gedächtnis habe; eben dies bekundete er nun auch in der Mischung von Angst und Wut, womit er ein so harmloses Gebilde wie die neue Fortschrittspartei betrachtete. Als Gegenzug erließ er ein Manifest, worin er verkündete, daß er durch eine feierliche Krönung in Königsberg für das unoerjährbare Recht der Krone von Gottes Gnaden zeugen werde, und bei der Krönung selbst erging er sich in so herausfordernden Redensarten, daß feine absolutistische Unbelehrbarfeit allen Wählern von noch einigem Selbstbewußtsein klar werden mußte. In der Tat gewann bei den neuen Wahlen, die wenige Wochen nach der Krönung im Dezember 1861 stattfanden, die Fortschrittspartei auf einen Schlag 161 Mandate, und sie begann nun ihre fchärfere Opposition mit der äußerst bescheidenen Forderung, den Etat, der bisher nur in einigen großen Summen ausgeworfen zu werden pflegte, unter deren Deckmantel die Minister allerlei Mogeleien gegen den Willen des Parlaments betreiben konnten, mehr zu spezialisieren. Dieser Antrag ging am 6. März durch, worauf das Ministerium, in hoher (Entrüstung über das angebliche Mißtrauensvotum, das Abgeordnetenhaus auslöste, aber dann wenige Tage darauf sich selbst trollte. Das zweite liberale Ministerium in Preußen fand dasselbe schmähliche, aber auch dasselbe verdiente Ende wie das erste. Die Krone berief darauf ein neues Ministerium, das aus bureaukratisch-feudalen Elementen zusammengesetzt war und die Frage: Königliches oder parlamentarisches Regiment? zur Wahlparole machte, feine wirklichen Hoffnungen aber nicht auf diese alberne Phrase, sondern auf Wahlbeeinfluffungen setzte, wie sie gleich schmählich selbst unter Manteuffel noch nicht an der Tagesordnung gewesen waren. Dagegen erklärte die Fortschrittspartei die Verfassung für gefährdet, wenn das Abgeordnetenhaus nicht fein Budgetrecht ausüben dürfe; sie sagte, wenn die Verfassung nur dazu dienen falle, Geld und Soldaten in größerem Maße zu beschaffen, als es ohne sie möglich gewesen wäre, so hätte sie keinen Wert. Mit diesem dürftigen Gemeinplatz beschied sich jedoch die Fortschrittspartei, und den Vorwurf, ein parlamentarisches Regi-
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