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1. Deutsche Geschichte vom Ausgange des Mittelalters - S. 205

1910 - Berlin : Singer
— 205 — ihnen verfiel noch eine Reihe anderer Parteigenossen dieser vollkommen rechtlosen Paschawirtschaft, unter dem Jubel der Bourgeoisie, in der sich erst ein schwacher Widerspruch erhob, als Johann Jacoby ebenfalls ein Opfer des Falcfenstein wurde, weil er in einer Königsberger Volksversammlung gegen die Annexion Elsaß-Lothringens protestiert hatte. Der deutsche Eroberungskrieg weckte den hartnäckigen und zähen Widerstand der französischen Nation, und erst nach einem halbjährigen Ringen, das beiden Völkern unermeßliche Opfer kostete, wurde am 26. Februar 1871 der Präliminarfriede in Versailles geschlossen, durch den sich Frankreich verpflichtete, Elsaß-Lothringen abzutreten und fünf Milliarden Franken Kriegsentschädigung zu zahlen. Während dessen hatten die deutschen Regierungen die deutsche Einheit fertig gemacht, so schlecht sie irgend konnten. Es war ein widriges Geraufe dynastischer Interessen, das sich um so häßlicher darstellt, je mehr darüber seit vierzig Jahren ans Tageslicht gekommen ist. Die Verfassung des Norddeutschen Bundes, die an gesicherten Volksrechten nicht einmal soviel enthielt wie die preußische Verfassung und von Miquel, einem der getreuesten Patrioten, dahin gekennzeichnet worden war, daß sie höchstens „als zeitweilige Aufhelfung eines kurzlebigen Militärstaates Norddeutschland" passieren könne, wurde die Grundlage der neuen Reichsverfassung, nur noch mit wesentlichen Verschlechterungen. Keine der Regierungen dachte daran, die Volksrechte, sei es nur um Strohhalmbreite, zu erweitern; auch die süddeutschen Dynastien nicht, von denen namentlich die bayerische einzig auf ihre partikularistisch-reaktionären Interessen bedacht war und sie auf Kosten der deutschen Einheit auch in beträchtlichem Umfange durchzusetzen wußte. Für die Volksmassen, die ihr Blut in Strömen vergossen hatten, fiel bei diesen Verhandlungen der Fürsten nichts ab als die feudal-romantischen Titel Kaiser und Reich, wobei es auch noch zu allerhand tragikomischen Zwischenfällen kam. Der preußische König, der ehrlich erklärte, daß er nur ein „verlängertes Preußen" haben wolle, sträubte sich lange gegen den Kaisertitel, während der bayerische König mit der Pistole auf der Brust gezwungen wurde, einen von Bismarck verfaßten Brief abzuschreiben und zu unterzeichnen, durch den er dem preußischen Könige die Kaiserkrone anbot. Die fürstlichen Abmachungen wurden dann dem Norddeutschen Reichstage und den süddeutschen Kammern ebenfalls mit der Pistole auf der Brust vorgelegt; es hieß: Annehmen
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