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1. Von Armin bis zu Otto dem Großen - S. 56

1892 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 56 — Zu Quedlinburg vom Dome ertönt die Mitternacht, vom Priester wird das Opfer der Messe dargebracht; es beugen sich die Kniee, es beugt sich jedes Herz, Gebet in heil'ger Stunde steigt brünstig himmelwärts. Da offnen sich die Pforten, es tritt ein Mann herein, es hüllt die starken Glieder ein Büßerhemde ein; er schreitet auf den Kaiser, er wirst sich vor ihm hin, die Knie' er ihm umfasset mit tiefgebeugtem Sinn. „O Bruder! meine Fehle, sie lasten schwer auf mir; hier liege ich zu Füßen, Verzeihung flehend, dir; was ich mit Blut gesündigt, die Gnade macht es rein, tiergieb, o strenger Kaiser, vergieb, du Bruder mein!" Doch strenge blickt der Kaiser den sünd'gen Bruder an: „Zweimal hab' ich vergeben, nicht will ich es fortan! die Acht ist ausgesprochen, das Leben dir geraubt, nach dreier Tage Wechsel, da fällt dein schuldig Haupt!" Bleich werden rings die Fürsten, der Herzog Heinrich bleich, und Stille herrscht im Kreise gleich wie im Totenreich; man hätte mögen hören jetzt wohl ein fallend Laub; denn keiner wagt zu wehren dem Löwen feinen Raub. Da hat sich ernst zum Kaiser der fromme Abt gewandt, das ewige Buch der Bücher, das hält er in der Hand; er lieft mit lautem Munde der heil’gen Worte Klang, daß es in aller Herzen wie Gottes Stimme drang: „Und Petrus sprach zum Herrn: Nicht so? Genügt ich hab', wenn ich dem sünd'gen Bruder schon siebenmal vergab. Doch Jesus ihm antwortet: Nicht siebenmal vergieb, nein, siebenzigmal sieben, das ist dem Vater lieb!"
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