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1. Von Luther bis zum Dreißigjährigen Krieg - S. 27

1895 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 27 — Noch schärfer schrieb ein vornehmer Beamter des Papstes (Primas) gegen Luther. Er nannte ihn einen Aussätzigen, einen bissigen Hund und lehrte. Die römische Kirche und ihr Haupt, der Papst, können nicht irren. Daher erhält die H. Schrift erst Kraft und Ansehen von der römischen Kirche. Wer etwas tadelt, was die römische Kirche thut, z. B. den Ablaßverkaus, der ist ein Ketzer. Papst Leo X., so wird uns berichtet, hat damals über Luther zweierlei Aussprüche gethan. Einmal sagte er: „Bruder Martinus ist ein feiner Kopf, und der ganze Ablaßstreit ist nur ein neidisches Gezänk der Mönche." Später aber sprach er: „Ein voller trunkener Deutscher, hat die Thesen geschrieben; wenn er wieder nüchtern sein wird, wird er anders darüber denken. 11. Tie Vorladung Luthers nach Nom. Als der Ablaßstreit immer ärger wurde, schrieb Luther eine ausführliche Erklärung seiner Thesen und schickte sie mit einem langen Brief an Papst Leo. In dem Brief hieß es: Ich habe als Doktor der Theologie gegen den Ablaßunfug geschrieben und mir damit viele Widersacher gemacht. Darum schicke ich Eurer Heiligkeit die Erklärung meiner Sätze, damit ich unter dem Schutze Eures Namens desto sicherer sein möchte. Urteilet über mich, wie Euch beliebt. Habe ich den Tod verdient, so weigere ich mich nicht zu sterben. Nun hielt der Papst die Zeit für gekommen, den kühnen Mönch zum Schweigen zu bringen, und beauftragte eine Anzahl feiner Beamten ein Ketzergericht über Luther zu halten. Die Richter beschlossen, Luther nach Rom vorzuladen und schickten ihm durch den Bischof von Brandenburg die schriftliche Ladung, er solle sich binnen 60 Tagen zur Untersuchung und Aburteilung persönlich in Rom stellen. Das geschah im Juli 1518. Das hatte Luther nicht erwartet. Sollte er sich stellen? Wenn er sich stellte, so war er und seine Sache verloren. Denn, das wußte jedermann, Rom glich der Löwenhöhle (in der Fabel), in welche wohl viele Spuren hineingingen, aber keine heraus. Und warum sollte sich Luther so ungerechten Richtern stellen, die ihn von vornherein für einen Ketzer hielten ? Darum wandte sich Luther auf den Rat seiner Freunde brieflich an feinen Kurfürsten, der gerade in Augsburg weilte, wo der Kaiser Maximilian Reichstag hielt. Er bat ihn, beim Kaiser und beim Papst auszuwirken, daß feine Sache in Deutschland verhandelt würde. Gern trat der Kurfürst für feinen Professor und seine Universität ein; war doch die Zahl der Studenten in Wittenberg,
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