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1. Von Luther bis zum Dreißigjährigen Krieg - S. 29

1895 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 29 — mit dieser deutschen Bestie zu thun haben: denn sie hat tiefe Augen und wunderbare Spekulationen im Kopf." Und Luther schrieb in einem Brief nach Wittenberg: „Der Kardinal ist ein schlechter Theologe oder Christ und geistliche Dinge zu richten so geschickt wie ein Esel zum Lautenschlagen." Jndesfen mehrte sich in Augsburg das Gerücht, der Kardinal wolle den hartnäckigen Mönch gefangen nehmen und ihn gefesselt nach Rom führen. Da drangen feine Freunde in ihn, er solle möglichst schnell die Stadt verlassen. Luther schrieb noch rasch einen Abschiedsbrief an Cajetan und ließ von einem Rechtsgelehrten eine Berufung von dem übel berichteten Papst an den besser zu berichtenden Papst aussetzen, die an die Kirchthüre angeschlagen werden sollte. Dann wurde ihm am frühen Morgen ein Pförtlein in dec Stadtmauer geöffnet, ein Pferd für ihn und ein berittener Knecht stand bereit, und so ritt denn Bruder Martinus in seiner Kutte ohne Stiesel und Sporn acht Meilen weit nach Nürnberg zu. Steif vom Reiten und zum Tode erschöpft fiel er des Abends in die Streu. Nach 12 Tagen, gerade am 31. Oktober 1518, erreichte er Wittenberg. 16. Luther vor Miltitz in Altenburg Am liebsten wäre Rom jetzt mit dem Bannstrahl dreingefahren, aber man wollte aus guten Gründen den Kurfürsten nicht verletzen, und dieser warfest entschlossen, seinen Professor nicht ungehört und unwiderlegt verdammen zu lassen. Da versuchte Rom einen anderen Weg, um den Kurfürsten zu bewegen, seine schützende Hand von Luther abzuziehen. Der Papst beauftragte nämlich seinen Kammerherren, den sächsischen Edelmann Karl von Miltitz, dem Kurfürsten die geweihte goldene Rose*) zu überreichen und ihn durch diese hohe Auszeichnung willfährig zu machen; zugleich solle Miltitz noch einmal mit Luther verhandeln. In dem Begleitbrief schrieb der Papst, sein „lieber Sohn", der Kurfürst, solle von dem göttlichen Duft der Blume fein Herz durchdringen lassen und dann des Miltitz Verfahren gegen den „Sohn des Verderbens", der in seinem Lande Ketzerei predige, mit seiner Gunst und Macht unterstützen. Miltitz ließ die Rose vorsichtig in Augsburg bei den Fuggern zurück, besuchte den.kurfürsten und berief dann mit feiner Erlaubnis Luther nach Altenburg. *) Die goldene Rose bedeutete (nach Jes. 11, 1 und 53, 2) Jesum Christum; sie wurde alliährlich am Sonntag Latäre vom Papst geweiht und dann einem vornehmen Christen als Anerkennung semes Eifers für Religion und Kirche zugeschickt, etwa wie heute ein boher Orden.
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