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1. Vaterländische Geschichte - S. 10

1909 - Nürnberg : Korn
10 dadurch sein Gewissen beruhigen wollen; denn all das war schon zu Ingelheim geschehen. Nun verschwindet Tassilo für immer im Kloster. So endete der letzte Herzog der Agilolsinger. Wie sah es in Bayern unter der Herrschaft der Agilolsinger aus? Die Bajuwarier wohnten noch immer auf einzelnen Höfen, die sie sich dort errichteten, wo gerade eine Quelle oder ein Wald zur Ansiedelung einluden; auch die halbverfallenen Überreste römischer Städte dienten als Wohnsitze. Das Haus war aus Holz gebaut. Mr Klöster wurde» aus Stein aufgeführt. Neben dem Wohnhaus, jedoch abgesondert, standen Badehaus, Backofen, Küche, Stall und kleinere Wirtschaftsgebäude. Rings um dieselben lag Ackerland, das der Besitzer bebaute. Das ganze Gehöft wurde von einem Holzzauue umschlossen, der nach seiner gewöhnlichen Höhe einem mittelgroßen Manne bis zur Brust reichte. Der Zaun bestand aus oben spitzigen Pfählen, die in den Boden eingeschlagen und mit Weiden durchflochten waren. Ein auf einen Stab gesteckter Strohwisch warnte, wie noch heute, vor dem Betreten eines Weges oder eines Ackers. Die meisten unserer Borfahren waren Landleute. Sie bebauten ihre Felder mit Getreide und trieben Viehzucht. Wälder wurden ansgereudet (Bäume umgehauen); der Boden gab gutes Ackerland. Man pflanzte, namentlich bei den Klöstern, Obstbäume und zwar meist Apfel- und Birnbäume und legte Weingärten an. Der Wein soll gegen Norden zu gar sauer gewesen sein und doch war er ein begehrtes Getränke. In den Forsten gab es noch viele wilde Tiere: Bären, Wölfe, Auerochsen, Riesenhirsche. Sie mit Hunden zu jagen, war eine Lieblingsbeschäftigung der Männer. Reichen Ertrag lieferten die Salzquellen bei Reichenhall. Die Frauen webten wollene und leinene Tücher. Bayern war zur Zeit der Agilolsinger in keinem guten Ruf. Räuber lauerten an den Wegen auf fremde Wanderer; eine Reife durch das Land war gefährlich. Die Wege waren schlecht, bis auf die früher vou den Römern angelegten. Nur selten führte eine hölzerne Brücke über einen Fluß; man mußte an einer seichten Stelle (Furt) das andere Ufer gewinnen. Es war ein geringer Berkehr und wenig Handel int Lande. Das fremde (fränkische) Geld war selten; man tauschte Waren gegen Waren. Die Bajuwarier bestatteten ihre Toten in die Erde. Sie wurden aus ein Brett gelegt und in das Grab gesenkt. Die früher übliche Verbrennung der Leichen war um diese Zeit schon abgeschafft. Obgleich das Volk recht wenig gelehrt gewesen sein mag, so muß doch schon außer bei den Geistlichen auch bei den Höhergestellten das Schreiben geübt worden sein. Es gibt schon schriftliche Verträge beim An- oder Verkauf von Grundbesitz. Jener Zeit entstammt auch das Wessobrunner Gebet, eines der ältesten Denkmäler unserer deutschen Sprache. Es wurde im Kloster Wessobrunn am Fuße des Peißenberges in Oberbayern auf-
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