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1. Vaterländische Geschichte - S. 40

1909 - Nürnberg : Korn
40 - Mittag vorüber. Die Streitenden ermatteten, ohne daß sich der Sieg auf eine Seite zu neigen begann. Da stürzte der Burggraf von Nürnberg auf eiu Zeichen, das ihm sein Freund, Kaiser Ludwig gegeben hatte, aus dem Hinterhalte hervor. Die Österreicher glaubten, es sei der sehnlich erwartete Leopold und begrüßten die Nahenden mit Freudengeschrei. Aber, o Schrecken! es waren ihre Feinde. Bestürzung und Verwirrung ergriff die Reihen, und mit diesem Augenblick war die Schlacht für Friedrich verloren. Er selbst wurde, obwohl er wie eiu Verzweifelter kämpfte, von dem tapfern Ritter Albrecht Rindsmaul gefangen genommen und vor den Kaiser geführt, der ihn mit den freundlichen Worten begrüßte: „Better, wir sehen Euch gern!" Längere Zeit war in Deutschland keine so große Schlacht mehr geschlagen worden. Deshalb machte die Schlacht bei Ampsing um so größeres Aufsehen. Die Sage hat sie reich mit schönen Zügen umsponnen. Sie meldet, auch hier habe Seifried Sch w epp ermann den Oberbefehl geführt, was aber geschichtlich nicht erwiesen ist. Nach dem heißen Tage habe man für den Kaiser und sein Gefolge in der verwüsteten Gegend nichts als eine Schüssel Eier zürn Abendessen auftreiben können. Ludwig habe jedem Ritter ein Ei zugeteilt; da noch eines übrig geblieben, habe er dasselbe Schweppermann gegeben mit den anerkennenden Worten: „Jedem Mann ein Ei, Dem frommen Schweppermann zwei!" Der gefangene Friedrich wurde auf der festen Burg Trausnitz in der Oberpfalz in strenger Haft gehalten. Sein Bruder Leopold aber setzte deu Krieg hartnäckig fort. Mit List und Gewalt versuchte er den Gefangenen zu befreien; aber es war alles vergebens! Achtundzwanzig Monate saß Friedrich auf der Trausnitz. Da versuchte Ludwig, deu unterdessen der Bann getroffen hatte (Bayern war mit dem Interdikt belegt), eine Aussöhnung mit ihm. Dieselbe kam zustande, und Friedrich wurde freigelassen. Er mußte jedoch versprechen, seinen Bruder Leopold zum Frieden zu bewegeu oder wieder in die Haft zurückzukehren. Die ganze Welt staunte über dieses seltene Ereignis, und viele glaubten, der alte Kampf würde nun von neuem beginnen. Friedrich kehrte zu den Seinen zurück. Aber nicht in der früheren Schönheit und Frische. Die lauge Gefangenschaft hatte seine Wangen gebleicht und seinem Antlitz die Spureu des Grames ausgeprägt. Auch er traf manches anders, als er es gehofft hatte. Seine Gemahlin soll sich aus Jammer über sein trauriges Schicksal fast blind geweint haben und sein Bruder Leopold und dessen Verbündete zeigten sich einer Versöhnung unzugänglicher denn je. So fand er nirgends Gehör und vergeblich war sein redliches Bemühen, Frieden zu stiften. Da kehrte er in männlichem Entschluß, getreu seinem gegebenen Worte, nach München zurück und stellte sich zu neuer Gefangenschaft. Ludwig war von solcher Treue tief gerührt und hielt Friedrich von da an als seinen besten Freund.
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