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1. Hessische Geschichte - S. 3

1897 - Gießen : Ricker
— 3 — heiligt, weil er mit seinen Hauern den Erdboden aufreißt und ihn dadurch fruchtbar macht. Das Eberfleisch durfte bei keinem Opfermahle fehlen. In Walhalla essen die Helden beständig von dem Fleische des immer sich wieder erneuernden Ebers Sährimnir. In den Lichtstrahlen der Sonne sahen unsere Vorfahren die goldenen Borsten des Sonnenebers, der den Sonnenwagen zieht. In Ägypten war es Sitte, daß Arme, welche die Opfertiere nicht beschaffen konnten, Nachbildungen dieser Tiere in Teig opfern konnten. Dieser Gebrauch scheint auch bei den Germanen üblich gewesen zu sein. In der christlichen Zeit, in welcher blutige Opfer nicht geduldet wurden, ließ man diese Teignachbildungen der Opfertiere bestehen. Diese Sitte hat sich noch bis heute erhalten. So backen zum Vergnügen der Kinder noch heute an manchen hessischen Orten die Bäcker zu Weihnachten Eber, Hirsche und Hasen. Am Feste der Wiedergeburt der Sonne durfte auch das flammende Feuer nicht fehlen. Jeder Hansvater brannte in der geweihten Nacht auf seinem Herde einen Buchen- oder Wachholderstock ab. Die Asche und her Rest des Stockes galten als besonders heilkräftig und segenbringend. Die Asche streute man auf die Felder, um die Fruchtbarkeit zu erhöhen; den übriggebliebenen Teil des Stockes legte man bei Gewittern in das Herdfeuer, um feine Wohnstätte vor dem verheerenden Blitze zu sichern. In dem heute zur Weihnachtszeit bei uns im Lichterglanz prangenden Christbaum hat sich jener heidnische Gebrauch des Anzündens eines Holzstockes erhalten. Auch in den Sitten und Gebräuchen an unserem heutigen Osterfeste haben sich Reste aus der altgermanischen Zeit bewahrt. Vor allem ist der heidnische Festname Ostern vom Christentnme beibehalten worden. Das Wort „Ostern" weist auf die heidnische Göttin Ostarä hin. Ostar bezeichnet die Gegend, wo am Morgen die Sonne gleich einem Feuerballe erscheint; daher unsere Himmelsgegend Osten. Von hier zieht im goldenen Gewände am Morgen die Sonnengöttin Ostarä herauf, um alle lebenden Wesen aus dem Schlummer zu wecken. Das Fest dieser Lichtgöttin Ostarä war um die Zeit, in welcher die bereits kraftvoll wirkenden Strahlen der Sonne die Schnee- und Eisdecke brachen und Flur und Wald zu neuem Leben sich regten. Bei der Osterfeier zündete man Feuer an, das „Sinnbild des leuchtenden, lebenausbrütenden Sonnenlichtes". Auch spendete man Blumen, die ersten Gaben der wiedererwachenden Natur. Außerdem wurden Kuchen, Osterfladen und Eier geopfert. „Das Ei galt dem ganzen indogermanischen Hddentume als ein Symbol des in Nacht und Schlaf gefesselten Lebenskeimes, der der Auferweckung harrt. Man betrachtete dasselbe als eine Art Mikrokosmos, ein Symbol der Welt, in dem man die vier Elemente vereinigt sah, das Feuer im gelben Dotter, das Wasser in dem Eiweiß, die Luft im Innern unter der Schale und in letzterer die Erde." Die alten Ägypter pflegten zur Zeit der Sonnenwende dem Lichtgotte zu Ehren rotgefärbte Eier zu essen, wobei das Rot an das Feuer i*
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