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1. Hessische Geschichte - S. 11

1897 - Gießen : Ricker
— 11 — meisten sind in der Landwirtschaft thätig, andere begeben sich nach der Mühle, der Bäckerei und Brauerei; denn alle Einrichtungen, welche für die Lebensbedürfnisse sorgen, muß das Kloster enthalten. Die Wirtschaftsgebäude, die Arbeitsräume für die Schuster, Sattler, Drechsler, Schmiede und die Stallungen umschließen die Klausur. Verbesserung des Ackerbaues. Die Güter des Klosters sind wahre Musterwirtschaften und geben der Nachbarschaft vielfach Anregung zur Verbesserung des Garten- und Ackerbaues. Mit Mühe werden Stellen im Walde gelichtet, unfruchtbare Bäume niedergehauen und Dorngestrüpp ausgerodet. Auf den urbar gemachten Flüchen werden neue Getreidearten angepflanzt, so der Weizen; die Ertragsfähigkeit des Bodens wurde durch Dünger und Entwässerung gehoben. Im Garten werden Gewürz-, Gemüse- und Arzneipflanzen gebaut. Außer den einheimischen Obstarten gedeihen vortrefflich edlere Fruchtbäume, welche ein Bruder aus dem Süden von seiner Reise mitgebracht hat, und bessere Weinsorten an den sonnigen Abhängen des Klosterberges. Wohlriechende und vielfarbige Blumen, darunter die blaue Kornblume, die von der Insel Sizilien eingeführt wurde, bilden die Einfassungen der Gartenwege. Eine Anzahl Brüder widmet sich der Kunst und Wissenschaft. Wir finden einige mit Holzschnitzerei beschäftigt, um die Thüren des Gotteshauses und die Kanzel zu zieren, während andere die kahlen Wände desselben mit Bildwerken und kunstsinnigen Aufschriften schmücken. Im Leseraume neben dem Armarium sind einige in das Lesen der Schriften der alten Kirchenväter vertieft, oder ergötzen sich an den Ausführungen der heidnischen Schriftsteller, eines Aristoteles oder Virgil. In der Schreibstube neben der Bücherei sind andere Mönche mit der Abschrift alter Handschriften beschäftigt. Besondere Meisterschaft zeigen die Schreiber in dem Malen kunstvoll verschlungener Anfangsbuchstaben (Initialen). Einen wertvollen Schatz birgt die Bücherei in den fertiggestellten Büchern, von denen oft ein Exemplar die Thätigkeit eines Bruders während seines ganzen Lebens in Anspruch nahm. Reich verzierte Einbanddeckel aus Holz und Leder umgeben die wertvollen Handschriften. Dem Bücherverwahrer, Bruder Armarius, werden diese kostbaren Schätze zur Obhut anvertraut. Klosterschule. Mit dem Kloster ist eine Schule verbunden. Gelehrte Mönche leiten den Unterricht. Da sitzen vornehme Knaben, welche, nachdem sie den Unterricht genossen, wieder ins weltliche Leben treten, während andere neben Unterricht auch Kost und Wohnung in der Schule erhalten. Letztere sind feit Geburt für den Mönchsstand bestimmt und werden strenge beaufsichtigt. Lehrer und Schüler sprechen nur lateinisch. Sobald die Schüler die Anfangsgründe der lateinischen Sprache beherrschen, geht es an das Lesen der heiligen Schrift oder geistlicher Lieder. Daneben werden auch heidnische Schriftsteller gelesen. Große Sorgfalt wird dem Gesangunterrichte gewidmet. Da lernen die Schüler, daß es im Klange der Töne nur sieben Wechsel (Unterschiede) giebt, und daß der achte Ton in seiner Beschaffenheit derselbe ist, wie der erste. Die lateinischen Kirchengesänge, insbesondere
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