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1. Hessische Geschichte - S. 12

1897 - Gießen : Ricker
— 12 — der gregorianische, werden eifrig geübt. Begabtere Schüler werden besonders im Saitenspiel unterrichtet. Neben dem Lesen und Gesang findet das Schönschreiben in der Klosterschule besondere Pflege. Freilich, Stahl- und Bleifedern, Papier und Schiefertafeln gab es noch nicht. Die Schüler üben sich mit einem Rohr oder Gänsekiel in der Schreibkunst auf Holz- oder Wachstäfelchen. Die Buchstaben, die da geübt werden, haben andere Formen, wie unsere heutigen Schreibzeichen und sind den Druckzeichen ähnlich. Die Klosterzucht war strenge. Wer fleißig und strebsam war, konnte hohe Würden in Kirche und Staat erlangen. Allwöchentlich einmal durften sich die Schüler am Würfelspiel, Wettlauf, Ringen, Steinwurf ergötzen. Durch den Reichtum der Klöster wurde deren Verfall herbeigeführt. Die Klosterzucht lockerte sich; anstatt Zucht und Arbeit liebten die Benediktiner Reichtum und Wohlleben. Durch Gründung neuer Orden der Cluniacenser, Cistercienser, Karthäuser und Prärnonstratenser suchte man die Klöster zu reformieren. Im 13. Jahrhundert entstanden die Bettelorden, die Dominikaner und Franziskaner, die inmitten der Städte innerhalb des Bürgertums thätig waren und durch ihre Predigt auf hoch und niedrig einzuwirken suchten. 5. Das Kloster Lorsch. In der Provinz Starkenburg, im Kreise Beusheim, an der Weschnitz, liegt Lorsch, ein Ort von 4000 Einwohnern. Durch sein Kloster war Lorsch einst im ganzen Deutschen Reiche hochangesehen und berühmt. Lorsch (Lauresham, ßaurisia) gehörte vor mehr als 1000 Jahren zum Ober-Rheingau, der ein Teil des den Mittelrhein und die Maingegend umfassenden Herzogtums Franken bildete. Von diesem Orte gingen lange Zeit alle geschichtlichen Ereignisse aus; er war der Mittelpunkt in Bezug auf Religion, Politik und Wissenschaften. Im Jahre 764, unter der Regierung des Frankenkönigs Pipin, ließen ein Edler, Cancor, und feine verwitwete Mutter, die Gräfin Wiliswinba, aus einer zu ihrem Lanbgute gehörigen Insel an der Weschnitz die nötigen Klosterräume und eine Kirche errichten. Die Stifter des Klosters bedachten dasselbe mit beträchtlichen Gütern. Der berühmte Erzbischof Chrodegang von Metz sandte einen vortrefflichen Bruder, Gundeland, als Vorsteher, nebst 14 Benediktinermönchen. Das Ansehen des Klosters wuchs von Jahr zu Jahr. Bald genügten nicht mehr die Räume auf der Insel; man errichtete auf einem Hügel an der Weschnitz ein neues Kloster, dessen Bau zehn Jahre währte. Der Erzbischof Lullus von Mainz nahm 774 die Weihe der prächtigen Klosterkirche vor. Karl der Große, seine Gemahlin Hilbegarb, sein Sohn Karl und anbere Eble wohnten der Einweihung bei. Die Karolinger waren dem Kloster stets zugethan, insbesondere Ludwig der Deutsche,
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