1897 -
Gießen
: Ricker
- Autor: Berger, Heinrich
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Hessen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Hessen
— 43 —
Druckergesellen zerstreuten sich über Deutschland, Italien und Frankreich und fanden überall gute Ausnahme. Bald entstanden in Augsburg, Nürnberg und anderen Städten Druckereien. Die neue Kunst erregte überall großes Aufsehen. Man hielt anfangs das Gedruckte für Geschriebenes; doch konnte man nicht begreifen, wie in kurzer Zeit so viele Blätter beschrieben werden konnten und jede Zeile so ähnlich und gleichmäßig, daß nicht der geringste Unterschied wahrzunehmen war. Die Mönche, denen durch die Druckereien der bedeutende Erwerb des Bücherabschreibens entging, waren natürlich sehr erbittert. Sie nannten die neue Kunst eine Teufelskunst; dies konnte jedoch alles nicht verhindern, daß diese Erfindung immer weiter sich verbreitete, und daß damit das geistige Leben einen größeren Aufschwung nahm. Die Bücher wurden billiger, so daß sich auch weniger Bemittelte dieselben anschaffen konnten. In den Schulen lernten nun die Kinder Gedrucktes lesen und verstehen.
Der Erfinder der Buchdruckerkunst erlebte noch die Freude, seine Druckerei in Eltville am Rhein, welche er an einen Verwandten abgetreten hatte, emporblühen zu sehen. Dieses erhebende Gefühl, wie ein sorgenloser Lebensabend ließen ihn die Mühsale und Drangsale, die er in Straßburg und Mainz erduldete, vergessen. Zufrieden läßt ihn der Dichter mit den Worten scheiden:
„Was ich vor Augen jetzt gewahre,
Ich trug es durch mein Leben hin,
Es kommt, es kommt! — ich aber fahre,
Da ich's geschaut, in Frieden hin."
Das Jahr 1468 wird als das Todesjahr Gutenbergs angenommen; seine Gebeine ruhen in der Dominikanerkirche zu Mainz. Was Zeitgenossen ihm streitig machten, ist jetzt unleugbar festgestellt, daß Gutenberg der einzige Erfinder der Buchdruckerkunst ist, und daß er diesen Ruhm mit keinem andern teilt.
-----------M--------
V. Zeit der Reformation.
Landgraf Philipp -er Großmütige. 1509-1507.
(Deutsche Kaiser: Maximilian f 1519, Karl V. 1556, Ferdinand I. + 1564,
Maximilian Ii.)
a) Zugend und Erziehung.
Philipp wurde am 13. November 1504 ans dem Schlosse zu Marburg geboren. ^ Bei seiner Geburt war die Stellung der Gestirne so merkwürdig, daß die Sterndeuter dem jungen Prinzen, „bei kecken