Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Hessische Geschichte - S. 70

1897 - Gießen : Ricker
— 70 — verheeret, verherget und verderbet ist alles, was dich hiebevor gezieret und erhalten hat! Man siehet allenthalben nichts als Mord und Blutvergießen, man erführet nichts als lauter böse Zeitungen; ist man zu Hause, so kann man sich der Betrübnis nicht erwehren; gehet man aus, so kann man das Weinen mit den armen bedrängten und verschmachteten Christen nicht lassen; Weg und Steg ist voll Raub und Gefahr." In der wetterauischeu Reichsstadt Friedberg, welche vor dem Kriege 300 Bürger hatte, zählte man nach demselben nur 70. Trotzdem Gießen als feste und sichere Stadt nicht so sehr unter deu Kriegsdraugsaleu litt, so verlor es doch während desselben ein Viertel seiner Bewohner, Von 540 Bürgern vor dem Kriege zählte man nach demselben nur 410. Noch lange Zeit stieß man auf die Spuren des unseligen Krieges. Fast zwei Jahrhunderte vergingen in manchen Gegenden, bis man den Kulturstand wieder erreichte, den sie vor dem Kriege gehabt hatten. 2. Die Hofschrile Georgs Ii. (1626—1661.) Wie sehr Georg Ii. für die Bildung seines Volkes bedacht war, zeigen seine Anordnungen für Erziehung und Unterricht. Trotz der Stürme des 30 jährigen Krieges, in welchen die Regierung dieses Fürsten fällt, widmete er dem geistigen Wohle seines Landes die größte Sorgfalt. Für die Volksschulen erließ er 1634 eine „Ordnung von fleißiger Übung des Katechismus", in welcher bestimmt wurde: „Sollen alle Knaben und Mägdlein, niemanden ausgenommen, sie seien arm oder reich, die nur das Alter erreicht haben, daß sie etwas faffen und behalten können, zum wenigsten so lange, bis sie lesen und schreiben können, in die Schule gehen, es wäre dann, daß „einer bei seinen Kindern einen- privatum praeceptorem (Privatlehrer) hielte, der eben das verrichtete, was in der Schule gehandelt wird, welches ihnen wohl vergönnt ist." Georg Ii. gründete das Gymnasium zu Darmstadt und bestimmte, daß die 1607 gegründete, aber 1625 nach Marburg verlegte Universität Gießen 1650 wiederhergestellt und nach letzterem Orte wieder zurückverlegt wurde. Von hochachtbaren und gelehrten Männern seines Landes ließ er sich für seinen Sohn Ludwig einen Erziehnngs- und Unterrichtsplan ausarbeiten, in welchem die Unterrichtsfächer und Lehr-weisen für einen Zeitraum von je 4 Jahren genau verzeichnet waren. Dieser Plan sollte in der Hofschule, welcher außer dem Prinzen Ludwig auch adelige Knaben angehörten, durchgeführt werden. Diese Hofschule befand sich, da der Landgraf während des 30 jährigen Krieges, durch die Verhältnisse gezwungen, an verschiedenen Orten residierte, bald in Darmstadt, Gießen oder Marburg.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer