Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Hessische Geschichte - S. 81

1897 - Gießen : Ricker
— 81 — Reformatoren übereinstimmten: aber dieser Anschluß an die Protestanten sollte ihnen verhängnisvoll werden. Zu Ostern 1655 ließen sich die arglosen Waldenser, nachdem sie sich lange gegen den Fanatiker Mar-chesa von Pianezza verteidigt hatten, überreden, Frieden zu schließen und zum Beweise ihrer guten Gesinnung gegen ihren Herzog von -Lurin verleiten, mehrere Regimenter in ihren Dörfern zu beherbergen. Kaum war dies geschehen, da brach zu Ostern eine gewaltige Metzelei aus, so daß von 4000 Seelen nur wenig Tausende übrig blieben. Dies war le masacre de Päques oder die Ostermetzelei von 1655. Im Jahre 1685 verkündigte König Ludwig Xiv. die Aufhebung des Edikts von Nantes, die alle den Hugenotten zugestandenen Rechte widerrief und über dieselben unsägliches Unglück brachte. Ludwig Xiv. schrieb an den Herzog Viktor Amadeus von Turin: „Ich habe in meinem ganzen Königreiche die sogenannte reformierte Religion untersagt; es wäre mir besonders daran gelegen, wenn der Herzog von Savoyen diese Gelegenheit benutzen wollte, um auch in seinen Staaten der Ketzerei ein Ende zu machen." Am 21. April 1686 erließ auch der Herzog ein Edikt, nach welchem alle seine Unterthanen zwischen der römischen Religion und dem Tode zu wählen hätten. Zugleich rückten zwei Heere, ein piemontesisches und ein französisches, gegen die Waldenser vor. Tausend Menschen wurden getötet, 12—14 000 in Festungen und Gefängnisse geschleppt. Als die evangelischen Schweizerkantone dies hörten, schickten ste Gesandte an den Herzog von Savoyen und baten ihn, den Waldensern zu gestatten, auszuwandern und in fremde gastfreundlichere Länder zu ziehen. Dieses wurde ihnen gestattet. Welch mühsamer Auszug! Mitten im Winter hatten sich die Gefangenen von der Festung Mondovi, um nach Genf zu gelangen, über einen hohen Paß, den Mont-Cenis, durch Schnee und Eis einen Weg zu bahnen. Abgemagert kamen sie in Genf an, wo sie freundlich aufgenommen wurden. Gegen 4000 Flüchtlinge sammelten sich hier. Die Stärkeren setzten ihre Reise nach Deutschland fort. Die in der Schweiz Zurückgebliebenen ergriff eine ungeheure Sehnsucht nach ihren Bergen und Thälern, so daß nach drei Jahren 900 tapfere und gut bewaffnete Männer unter Anführung ihres sich erwählten Hauptmanns Henri Arnaud über steile Berge und Gletscher die Reise in die Heimat unternahmen. Kurz vor dem Einzuge in ihr Land mußte die kleine Schar sich den Übergang über die Dora-Brücke gegen 2560 feindliche Soldaten erkämpfen. Hier geschahen Wunder der Tapferkeit. Am folgenden Tage sahen die Verbannten ihre teuren Berge wieder. Dieses war die glorieuse Rentvee oder die glorreiche Rückkehr der Waldenser im Jahre 1689. Nur der kleinste Teil der waldensischen Flüchtlinge war wieder in die Heimat zurückgekehrt; 1000 etwa blieben in der Schweiz zurück, die anderen fanden in den übrigen protestantischen Staaten Aufnahme. Der tolerante Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der bereits die verbannten Franzosen, die Hugenotten, aufgenommen hatte, bot den Waldensern die Stadt Stendal in der Provinz Sachsen als Wohn- Bergtzr, Hesien. 6
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer