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1. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 58

1888 - Leipzig : Engel
— 58 - In Castilien’s Hauptstadt Toledo wurde Abul Hassan Jehuda Halewi, die interessanteste Persönlichkeit der spanischen Dichtergeneration, c. 1085 geboren. Er war ein umfassender Geist; in der Schule Alfasi’s talmudisch gebildet, schrieb er arabisch und castilianisch und handhabte meisterhaft die hebräische Sprache. Als Lebensberuf wählte er die Arzneikunde. Er war mit Glücksgütern gesegnet und hatte eine einzige poetischbegabte Tochter; dass er sie auf Drängen seiner Gattin mit dem im Bettlergewande bei ihm erschienenen Abraham Ibn Esra verlobt habe, entbehrt aller Begründung. Von Sehnsucht nach dem heiligen Lande erfüllt, trat er im vorgerückten Alter (1140) die Pilgerfahrt nach Palästina an. Er reiste nach Cordova, wo er von dem greisen frommen Rabbiner Joseph Ibn Zaddik (st. 1149), dem Verfasser der religionsphilosophischen Schrift „Olam Eaton“ (Mikrokosmos), gefeiert wurde, hielt sich in Granada auf, und schiffte sich nach Aegypten ein. In Alexandrien blieb er drei Monate im Hause des Arztes und Rabbiners Aaron Ibn Alamani, reiste dann nach Kairo, wo er der Gast des Samuel Abu Mansur, des Leibarztes des Khalifen von Aegypten, war, und über Damiette nach Tyrus und Damaskus. In Damaskus dichtete er sein Schwanenlied, die herrliche „Zionide“, welche von Moses Mendelssohn u. A. übersetzt wurde und noch jetzt am Tage der Zerstörung Jerusalems recitirt wird. Ob er das Ziel seiner Wünsche erreicht hat, ist unbekannt. Als er die heilige Stadt betreten, so wird erzählt, sei ein Araber einhergestürmt und habe Jehuda, sein Zionslied auf den Lippen, überritten. Jehuda war ein Dichter von der innigsten Gemüthstiefe und der glänzendsten Darstellung, er sang für alle Zeiten und Gelegenheiten und wurde bald der Liebling der Nation. Die Anzahl seiner synagogalen Poesien beträgt über 300, von denen sich viele über alle jüdische Wohnsitze verbreitet haben und auch in verschiedene Sprachen übersetzt wurden. Seine Arbeiten, in Divane gesammelt, blieben Muster für alle nachfolgenden Dichter. Mehrere seiner Lieder sind von Sachs, Steinschneider, Geiger, L. A. Frankl u. A. ins Deutsche übertragen. Wie als Dichter erlangte Jeliuda grossen Ruhm durch sein religionsphilosophisches Werk „Kusari“, in dem er im Wechselgespräch zwischen dem Cliazaren-könig und einem jüdischen Gelehrten den Inhalt des Judenthums entwickelt. Er erstrebt darin nicht eine Versöhnung der Philosophie mit der Religion, sondern er weist jene in ihre Grenzen und erklärt die Religion für die alleinberechtigte Fülirerin des Lebens, nichtsdestoweniger zieht er die verschiedensten religionsphilosophischen Fragen, wie das Dasein Gottes und die göttlichen Eigenschaften, die Existenz der Engel, die Offenbarung, die Unsterblichkeit der Seele u. a. m. in den Kreis der Betrachtung. Der Kusari, in arabischer Sprache verfasst, wurde von Juda Ibn Tibbon ins Hebräische, von Abendana ins Spanische, von Buxtorf ins Lateinische und von Cassel ins Deutsche übersetzt, und ist eins der bedeutendsten Bücher der mittelalterlichen Literatur. Zu den ältesten Freunden Jehuda Halewi’s gehört Moses Ibn Esra aus Granada. Von Liebesschmerz getrieben, verliess er die Heimat und führte bis zu seinem Tode (1139) ein Wanderleben. Er war ein ernster Denker, der mit jüdischer Wissenschaft eine reiche philosophische Bildung verband, wie dies sein „Arugat ha-Bosem“ (Gewürzbeet) bekundet. Ausser seinem grossen poetischen 1
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