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1. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 63

1888 - Leipzig : Engel
- 63 — Im Alter von 70 Jahren starb er, Ib. December 1204; seine Hülle wurde nach Tiberias geführt. Als die Kunde von seinem Tode nach Jerusalem gelangte, ordnete man ein allgemeines Fasten an. Seine zahlreichen Verehrer behaupteten: „Von Moses (den Amram) bis Moses (den Maimon) gab es keinen Mann wie Moses“. In Arabien fügten viele Gelehrte in dem Kaddisch-Gebet seinen Namen in der Formel bei: „In euern Lebzeiten, in euern Tagen und in den Tagen unseres Lehrers Moses den Maimon“, und diese Verehrung wurde ihm zu Theil, weil er seine Glaubensgenossen zu einem glücklichem Standpunkte erhoben und sie durch seinen Einfluss von schwerem Joch befreiet hatte. Maimuni war eine friedfertige und sanfte Natur; Ehrgeiz war ihm fremd, noch weniger kannte seine Seele die Leidenschaft der Rache und des Zornes. Zu der Ueberzeugung, dass er wegen seiner ausgebreiteten Gelehrsamkeit, seiner tiefen Forschungsgabe, wegen seiner hohen Religiosität und seines heiligen und reinen Eifers für die tiefere Erkenntniss des Judenthums die ausgezeichnetste Hochachtung verdiene, gelangten selbst seine Gegner, und an Gegnern fehlte es ihm, wie jedem grossen Manne, der neue Bahnen betritt, wahrlich nicht. Schon bei seinen Lebzeiten wurde sein Religionscodex hart angegriffen. Man verargte es ihm, dass er die Quellen, aus denen er geschöpft, in seinem Mischne Thora nicht angegeben und die gesetzlichen Normen als Machtgebot aufgestellt habe, und beschuldigte ihn durch dieses Werk das Studium des Talmud verdrängt zu haben; man fürchtete nämlich, dass, nachdem nun jeder in religiösen und civilgesetzlichen Angelegenheiten leicht Auskunft erhalten könne, das Talmudstudium vernachlässigt und mit der Zeit ganz aufhören würde. Ausser dem hoch-müthigen Samuel den Ali in Bagdad, der bald abgefertigt wurde, griff ihn Abraham den David (Rabed) aus Posquieres empfindlich an. Dieser Abraham, die höchste talmudische Autorität in der Provence, unabhängig durch seinen Reichthum, von heftigem Charakter, trat wie gegen Seraclija Halevi auch gegen Maimuni rücksichtslos auf; er machte Randglossen (Hassagot) zu dem Mischne Thora, welche jetzt dem Werke selbst beigedruckt sind, auf die Maimuni jedoch nie erwidert hat. Einen wahren Sturm rief der More Nebuchim hervor, er wurde als gefährlich für den Glauben verschrien; es kam zu einem heftigen folgeschweren Kampfe, dessen eigentlicher Schauplatz die Provence war. § 7. Die Juden in der Provence. Der Kampf über die Schriften des Maimonides. In den reichen Handelsstädten der Provence, in Marseille, Narbonne, Toulouse, in Montpellier, Arles und Aix befanden sich schon im 9. Jahrhundert Juden in ansehnlicher Zahl, welche theils unter kaiserlicher Oberhoheit, theils unter der Herrschaft selbständiger Grafen standen. Je freier die Provencalen in ihrer Unabhängigkeit von der Geistlichkeit sich entwickelten, desto günstiger gestaltete sich die Stellung der unter ihnen wohnenden Juden. Sie erwarben Grundbesitz, trieben Ackerbau und Handel und bekleideten oft hohe staatliche
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