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1. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 70

1888 - Leipzig : Engel
- 70 — sich über die höchsten Dinge in phantastischer Weise ausliess und den er dem allgemein im Rufe eines Wundermannes stehenden Simon den Jochai, dem Schüler E. Akiba’s, unterlegte. Dieses in chaldäischer Sprache geschriebene Buch, „Sohar“ (Glanz), das Hauptwerk der Kabbala, machte ungewöhnliches Aufsehen und übte nicht geringen Einfluss auf das Judenthum; es schwang sich zu einer beispiellosen Herrschaft empor und umstrickt in manchen Gegenden noch jetzt viele Geister mit seinen Banden. Einen schroffen Gegensatz zu der kabbalistischen Richtung bildeten die Philosophen der damaligen Zeit, welche die Erzählungen der heil. Schrift, die religiösen Vorschriften und Gebräuche allegorisch deuteten und ihre freien Ansichten auch öffentlich predigten. Die eigentlichen Vertreter dieser Richtung waren: Schemtob Falaquera (Palquera), ein Spanier von seltener Gelehrsamkeit, der in seinem „Forscher“ (Mewakkesch) einen kurzen Ueberblick der Wissenschaften lieferte und einen Commentar zu Maimuni’s „More“ schrieb; Isaak Albalag, welcher den Widerspruch zwischen Glauben und Wissen so scharf zuspitzte, dass er geradezu als Ketzer bezeichnet wurde; Secharja den Isaak den Schealtiel, ein kühner philosophischer Commentator der heil. Schrift, der Alles was er mit der Vernunft nicht in Einklang zu bringen vermochte, für Poesie ausgab, und Levi den Chajim aus Villefranche, der die Wunder natürlich erklärte, mit dem rabbinischen Judentlium gänzlich brach und seine Lehren in öffentlichen Vorträgen verbreitete. Eine vermittelnde Persönlichkeit, gründlicher Talmudist und Freund der Wissenschaften war Vidal Menachem Heiri, Rabbiner zu Perpignan, der Verfasser eines Commentars zu den „Sprüchen der Väter“ (Bet Habecliira) und verschiedener Erläuterungen zum Talmud. Vorsichtig und taktvoll wie er war, liess er sich in einen Kampf gegen die Freiheit des Geistes und die Wissenschaft nicht ein. Nicht so besonnen handelte Abba Mari b. Moses b. Joseph oder D. Astruc de Lunel in Montpellier. Er drang in Ben Aderet, den dem Judenthume gefahrdrohenden Bestrebungen der rücksichtslosen Freidenker, besonders den Lehren des Levi aus Villefranche, mit aller Kraft entgegenzutreten. Ben Aderet liess sich nicht so leicht hinreissen, zudem auch die Freunde der Wissenschaft mit Jakob Tibbon oder D. Profat, dem Regenten (Kanzler) der medicinischen Schule zu Montpellier an der Spitze, sich gegen eine Aechtung der Wissenschaft aufs entschiedenste verwahrten. Während die jüdischen Gemeinden in Spanien und der Provence für und wider die Neuerer Partei ergriffen, erhielten die Eiferer einen einflussreichen Bundesgenossen in dem aus Deutschland eingewanderten frommen Ascher den Jechiel (Ascheri, Rosch), der, ein Schüler des R. Meir aus Rothenburg, eine talmudische Autorität und der Philosophie völlig fremd, Ben Aderet zu bewegen wusste, am 26. Juli 1305 in Barcelona über alle diejenigen den Bann auszusprechen, welche sich vor zurückgelegtem 25. Jahre mit Philosophie oder sonst wissenschaftlichen Schriften in den nächsten 50 Jahren beschäftigen würden. D. Profat und seine Freunde ruheten nicht: mit Erlaubniss des Landesherrn sprachen sie einen Bann über alle aus, welche ihre Kinder vom Studium der Wissenschaften abhielten. Ueber den weitern Verlauf dieser Angelegenheit,
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