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1. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 71

1888 - Leipzig : Engel
- 71 - für die der von Abba Mari gesammelte Briefwechsel die Hauptquelle ist, erfahren wir nichts, als dass der Provenzale Jedaja Bedarschi Penini an Ben Aderet t>jn Sendschreiben richtete. Jedaja, der Sohn des durch seine hebräische Synonimik (Chotam Tochnit) und durch ein aus 1000 mit dem Buchstaben Aleph (A) anfangenden Wörtern bestehendes Gebet bekannten Dichters Abraham den Isaak Bedarschi aus Beziers, ist der Dichter der „Weltbetrachtung“ (Bechinat Olam), welche viel gelesen, oft ins Lateinische und mehreremal ins Deutsche übersetzt wurde. In seinem trefflich stilisirten Sendschreibcn nimmt er die wissenschaftliche Bildung in Schutz und fordert Ben Aderet auf, einem Schisma im Judenthum vorzubeugen und den gestörten Frieden wieder herzustellen. Ben Aderet, der 1310 starb, sah bald ein, dass er zu weit gegangen sei, und bestrebte sich, eine Versöhnung der Parteien zu Stande zu bringen — allein es war zu spät; eine traurige Katastrophe hatte dem Kampf ein Ende gemacht: die Vertreibung der Juden aus Frankreich. § 10. Die Juden in Frankreich. Raschi und die Tosafisten. Mit der Herrschaft der Capetinger und dem wachsenden Einfluss der Geistlichkeit nahm die Lage der Juden in Frankreich eine von der frühem wesentlich veränderte Gestalt an. Die Verfolgungen der Kreuzzüge, welche uns später beschäftigen werden, begannen auf französischem Boden, und in französischen Städten wurden in Mitte des 11. Jahrhunderts viele Juden zur Taufe gezwungen. Erst unter Ludwig Vi. und Ludwig Vh. traten für die Juden Frankreichs bessere Zeiten ein: sie lebten in Wohlstand, waren im Besitz von Fabriken und Ländereien, verkehrten bei Hofe und bekleideten Staatsämter, aber ihr Wohlstand erregte den Neid und Hass des Volkes, das von fanatischen Geistlichen, wie Peter von Clugny, zur Plünderung der Juden aufgestachelt wurde. So lange Ludwig Vii. lebte, schützte er die Juden seines Landes vor Gewalttätigkeiten, und die jüdischen Gelehrten konnten sich dem Studium des Talmud, das namentlich in Lothringen emsig gepflegt wurde, nach wie vor hingeben. Eine der ersten talmudischen Autoritäten Nordfrankreichs war R. Gerschom den Jehuda, „Meor Ha-Gola“ (die Leuchte des Exils) genannt, der in Metz, später in Mainz lehrte und Commentare zu talmudischen Tractaten, sowie mehrere Selichot verfasste. Ein bleibendes Verdienst erwarb er sich durch die Anordnungen (Tekanot), welche auf seine Anregung in der von ihm nach Worms berufenen Rabbinerversammlung erlassen wurden. Unter diesen Anordnungen sind die wichtigsten: das Verbot, mehr als eine Frau zu heirathen, eine Ehefrau ohne ihre Einwilligung zu scheiden, Briefe an einen Ändern gerichtet, ohne dessen Einwilligung zu lesen u. a. m. In demselben Jahre, in dem Gerschom starb, 1040, wurde R. Salomo den Isaak, nach den Anfangsbuchstaben seines Namens Raschi genannt, in Troyes in der Champagne geboren. Raschi, der sich durch seine grosse Belesenheit, durch einen durchdringenden Geist und ausserordentliche Bescheidenheit auszeichnete, wurde von nachhaltigem Einfluss auf das ganze Judenthum des Mittelalters.
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