Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 72

1888 - Leipzig : Engel
— 72 — Sein Leben ist sagenhaft ausgeschmückt; was von seinen weiten Eeisen, von seinen Gesprächen mit Gottfried von Bouillon, von seinen reichen Sprachkennt-nissen erzählt wird, gehört der Legende an. Er war der Neffe des Piutdichters Simon den Isaak und Schüler der in Worms und Mainz lehrenden Jakob den Jakar, Isaak den Jehuda u. A. Im Alter von 25 Jahren liess er sich bleibend in Troyes nieder. Er galt für eine talmudische Autorität; von allen Seiten wurden Anfragen an ihn gerichtet, aus allen Gegenden Frankreichs und Deutschlands strömten Schüler zu seinem Lelirhause. Easchi ist der berühmteste Erklärer der Bibel unct des Talmud. Sein Commentar zur Bibel, der ihm den Ehrennamen Parschandata (Gesetzerklärer) verschaffte, enthält zwar viele hagadische Deutungen, wurde aber wegen seines anziehenden Tones sehr populär und ist noch heute ein unentbehrlicher Schlüssel zum richtigen Yerständniss der heil. Schrift. Sein Pentateuch-Commentar ist auch das erste gedruckte jüdische Buch, er wurde nahezu 20 mal ohne Text und unzähligemal mit Text gedruckt und mehr als 50 mal commentirt; L. Dukes und J. Dessauer haben ihn ins Deutsche übersetzt. Durch Einfachheit und Klarheit unübertroffen ist sein in talmudischem Idiome geschriebener Commentar zu den meisten Tractaten des Talmud. Mit kurzen Worten, knapp an den Text sich anlehnend, weiss er Schwierigkeiten zu begegnen und Misverständnissen vorzubeugen; er will meistens nur Erklärer (Contros=Commentarius) sein. Durch diese unvergleichliche Arbeit hat er zur "V erallgemeinerung des Talmud und zur Erleichterung der talmudischen Studien wesentlich beigetragen. Ausser diesen Commentaren schrieb er noch „ha-Pardes“, eine Sammlung von gesetzlichen Entscheidungen, Eechtsgutachten, eine Sammlung von Gebeten (Siddur) und mehrere Selichot. Easchi starb 1105. Das letzte Wort, das aus seiner Feder floss, war das Wort „tahor“ (rein) im Tractat Maccot, wozu sein Enkel, der die Arbeit vollendete, beifügte: „Unser Lehrer, dessen Körper rein war und dessen Seele durch Eeinheit noch seliger wurde, hat nichts weiter erklärt“. Nach seinem Tode arbeiteten die Männer seiner Töchter, Meir b. Samuel aus Eameru und der oft genannte Jehuda b. Nathan, und seine Enkel in seinem Geiste fort. Sein Talmud-Commentar gab den Impuls, sich tiefer in das Talmudstudium zu versenken und den Commentar des Meisters durch Zusätze (Tosafot) zu ergänzen und zu berichtigen; diese Zusätze nehmen in unseren Talmudausgaben die linke Seite ein, während der Commentar Easchi’s zur rechten sich befindet. Die Männer dieser Schule, welche sich durch Scharfsinn und staunens-werthe Belesenheit auszeichneten, werden Tosafisten genannt. Die bedeutendsten unter ihnen sind: Samuel b. Meir (Easchbam), ein Enkel Easchi’s, der die von seinem Grossvater unvollendet gelassenen Commentare vollendete und gleich seinem Zeitgenossen Joseph den Simon Kara zu den Schrifterklärern gehört; er schrieb einen Commentar zu dem Pentateuch und den fünf Megillot, der einen Schatz gesunder Erklärung enthält. Samuel’s Bruder Jakob, Eabbenu Tarn genannt (st. 1171) — nicht zu verwechseln mit dem gelehrten Jakob Tarn aus Orleans, der bei einem Volksaufstande in London 1189 den Tod fand — war einer der fruchtbarsten Tosafisten; er hatte einen kurzen persönlichen Verkehr mit
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer