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1. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 74

1888 - Leipzig : Engel
— 74 - wenigstens äusserlich, den Glauben, mehrere der Zurückgebliebenen verfielen dem Märtyrertode. Unter den Vertriebenen befand sich auch Estori Pharchi, der nach Palästina auswanderte und dort über die Topographie dieses sieben Jahre von ihm bereisten Landes ein schätzbares Buch „Kaphtor wa-Pherach“ schrieb, und A hr on Kohen aus Lünel, der Verfasser des religionsgesetzlichen Werkes „Orchot Chajim-. Auf allgemeinen Wunsch des Volkes, das sich so oft über die Juden beklagt hatte, sie aber doch nicht entbehren konnte, wurden die Vertriebenen, von denen die meisten sich nicht weit von den Grenzen Frankreichs entfernt hatten, unter günstigen Bedingungen von Ludwig X. 1315 zurückgerufen; die Zeit ihres Aufenthalts wurde vorläufig auf 12 Jahre festgesetzt. Sie erhielten ihre Synagogen und ihre Bücher mit Ausnahme des Talmud zurück, und der König gab ihnen das Versprechen, dass man sie zu Religionsdisputationen nicht mehr zwingen würde. Philpp V., der Lange, der Nachfolger Ludwig X., gewährte ihnen Privilegien und Freiheiten; es dauerte jedoch nicht lange, so erhoben die Geistlichen und das Volk neue Anklagen und Beschuldigungen gegen sie. Durch den Einfall Philipp V. einen neuen Kreuzzug zu unternehmen, wurde das rohe Volk gegen die Juden aufgestachelt. Um einen hellsehenden Hirtenjungen hatten sich im Jahre 1320 Horden von unbändigen Menschen, Hirten, Strassenräuber und Mörder, geschart, welche unter Anführung eines lasterhaften Geistlichen und eines Mönchs von Stadt zu Stadt zogen und sich mit dem Eufe: Taufe oder Tod! überall auf die Juden stürzten. Diese Verfolgung, Hirtenverfolgung (Geserat ha-Ro'im) genannt, erstreckte sich über das nördliche und südliche Frankreich, über Aragonien und Navarra; während eines Jahres wurden 120 jüdische Gemeinden zerstört und viele Tausende von Juden grausam getödtet. Kaum war diese Verfolgung überstanden, so kamen neue Leiden über die Juden Frankreichs, diesmal boten die Aussätzigen die Veranlassung. Die Aussätzigen in Guienne, aus Rache darüber, dass sie schlecht verpflegt wurden, vergifteten nämlich die Brunnen, und einer von ihnen beschuldigte auf der Tortur die Juden des Racheplans und der Giftbereitung. Auf Grund dieser falschen Anklage wurden im Juli 1321 über 5000 unschuldige Juden verhaftet, gefoltert und lebendig verbrannt. Trotzdem sich der König von der Falschheit der Beschuldigung später überzeugte, wurden die bereits gänzlich verarmten Juden zu einer Geldstrafe von 150000 Pfund verurtheilt. Sieben Jahre später, 1328, entlud sich ein neues Ungewitter über die Juden des damals unter französischer Herrschaft stehenden Königreichs Navarra. Entsetzlich war das Morden und Schlachten, weder Alter noch Geschlecht wurde verschont; in Estella, nächst Tndela und Pampelona die grösste Gemeinde Navarras, wurde die Judenstadt verbrannt und alle ihre Einwohner getödtet. An 6000—10000 Juden fanden diesmal den Tod. Dass das Jahr 1348 nicht spurlos auch an den Juden Frankreichs vorüberging, werden wir später sehen. Auch in der Zeit der Anarchie, welche seit dem Regierungsantritte der Valois herrschte, hatten die Juden, vom Volke gehasst und von den Fürsten bedrückt, viel zu leiden. Erst der spätere König Karl V. gestattete ihnen 1360.
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