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1. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 77

1888 - Leipzig : Engel
— 77 — Heinrich de Trastamare, der als Heinrich ü. den castilianischen Thron bestieg, war den Juden nicht geradezu feindlich gesinnt; er schätzte sie, weil sie „ihrem Könige bis zum Tode Treue bewahrten und nicht zum Sieger überliefen“, und weil auch er ihr Geld und ihre Talente nicht entbehren konnte. Er hatte einen Obersteuerpächter in der Person des D. Joseph Pichon,^ und D. Samuel Abravanel bekleidete bei ihm ein anderes hohes Staatsamt; allein die jüdischen Grossen waren bei dem Volke so verhasst, dass die Cortes von Toro (1371) die Juden nicht allein von allen öffentlichen Aemtern ausschlossen, sondern sie auch in eigene Judenviertel verwiesen und sie verhielten, das entehrende Abzeichen zu tragen. Schmerzlicher noch als diese Erniedrigungen waren für sie die Religions-disputationen, zu denen sie von den Geistlichen mit Zustimmung des Königs gezwungen wurden. Solche fanden statt in Burgos in Gegenwart des Erzbischofs von Toledo, in Avila, wo die ganze jüdische Gemeinde sich in die Kirche begeben musste, und der arme, mit den christlichen Religionsquellen vertraute Moses Kohen Tordesillas gegen den Neophyten Johannes de Valladolid siegreich das Judenthum vertheidigte (1375). Den Hauptinhalt dieser und einer spätem mit einem Schüler Abner’s geführten Disputation schrieb Moses Kohen in einem besonderen Buche „Eser ha-Emuna“ (Glaubensrettung) nieder. Selbst der Cardinal Pedro de Luna, der nachmalige Papst Benedict Xhi., liess es sich nicht nehmen, in Pampelona 1375 öffentlich zu disputiren und zwar mit Schemtob den Isaak Schaprut aus Tudela, dem Verfasser der Schrift „Eben Bochan" (Prüfstein), in der er einen Juden und einen Christen über Gesetz, Prophetie und Evangelium sich unterhalten lässt. § 13. Die Verfolgung des Jahres 1391, ihre Veranlassung und ihre Folgen. Juan I. folgte seinem Vater Heinrich Ii. im Jahre 1379. Während der Krönungsfeierlichkeiten liess ein jüdischer Gerichtshof den früher genannten bei den Christen sehr beliebten D. Joseph Pichon, der gegen seine jüdischen Feinde eine schwere Anklage erhoben hatte, als Angeber und „Malsin“ (Ver-räther, Denunciant) verurtheilen und enthaupten, denn nichts war bei den Juden von jeher mehr verpönt und wurde härter bestraft als Angeberei und Verrath, ja die spanischen Gemeinden hatten den Brauch, die Delatoren „aus der Welt zu schaffen“, seit uralten Zeiten. Der König, welcher ohne die Sache näher zu untersuchen das Todesurtheil Pichon’s bestätigt hatte, war über das rücksichtslose Verfahren sosehr aufgebracht, dass er die Vollstrecker des Urtheils hinrichten liess und den Juden die peinliche Gerichtsbarkeit für immer entzog. Noch mehr empört war das Volk, das nur auf eine passende Gelegenheit wartete, um an den Juden blutige Rache für die Hinrichtung Pichon’s zu nehmen, und diese Gelegenheit bot sich nur zu bald. Kaum hatte Heinrich m. als elfjähriges Kind den Thron bestiegen, so wiegelte ein fanatischer Priester in Sevilla, Fernando Martinez, der Beichtvater der Königin Leonora, das Volk gegen die Juden auf. Durch das Einschreiten der Behörde wurde die am 15. März 1391 ausgebrochene Judenhetze
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