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1. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 86

1888 - Leipzig : Engel
- 86 - wnrden von ihnen im Staatsdienst verwendet. Der Oberrabbiner Don Juda war unter dem Könige Diniz Finanzminister, sein Sohn und Nachfolger D. Gedalja bekleidete das Amt eines Schatzmeisters bei der Königin-Mutter, und bei dem König D. Fernando stand sein Schatzmeister D. Juda sowie D. David Ibn Jachia-Negro, der spätere Oberrabbiner von Castilien (st. 1385), lange Zeit in grossem Ansehen. Dass die Juden Portugals von den durch Fernando Martinez 1391 in Spanien heraufbeschworenen Verfolgungen verschont blieben, hattei; sie dem damaligen Oberrabbiner Don Moses Navarro, der Leibarzt des Königs D. Juan I. war, zu danken; selbst für seine aus Spanien geflüchteten Glaubensgenossen erwirkte er königlichen Schutz. Auch der fanatische Vicente Ferrer durfte auf Ver^enden des Oberrabbiners D. Juda Ibn Jachia-Negro, der auch als Gelehrter und Dichter glänzte, Portugal nicht betreten. Glücklicher noch als unter Juan I., der beinahe ein halbes Jahrhundert regierte, und unter seinem Sohne D. Duarte, dessen Leibarzt und Astronom D. Gedalja Ibn Jachia-Negro war, lebten die Juden unter dem „guten“ Affonso V.; sie waren den Christen fast ganz gleichgestellt und bekleideten öffentliche Aemter. Diese fieie Stellung übte aber auf ihr religiöses und sittliches Leben einen sehr ungünstigen Einfluss. Die Sabbate und Feste wurden nicht gefeiert, in den Synagogen herrschte die grösste Unordnung, die Reichen waren stolz und herzlos, es bildeten sich überhaupt Zustände ähnlich den Schilderungen, welche Salomo Alami in seinem 1415 verfassten Sendschreiben entwirft. Am meisten erregte der Reichthum der Juden und der von ihnen getriebene ungeheure Luxus den Neid und Hass der Bevölkerung, die besonders von der Mitte des 15. Jahrhunderts an in den Cortesversammlungen lauten Widerhall fanden. Mit dem Tode des Königs Affonso V. nahm die Lage der portugiesischen Juden eine ungünstige Wendung. D. Juan Ii. verwendete wohl noch einzelne Juden im Staatsdienste und bediente sich jüdischer Leibärzte, von denen Joseph Vecinho durch die Verbesserung des Instruments zur Messung der Sternhöhe, das nautische Astrolabium, sich Verdienste fum die Schiffahrtskunde erwarb, er bot aber auch die Hand zur Verfolgung der aus Spanien eingewanderten Marannen. Gegen die vertriebenen spanischen Juden benahm er sich anfangs freundlich. Als eine Gesandtschaft von 30 Männern, mit dem greisen Rabbiner Isaak Aboab, der mit dem ältern gleichnamigen Verfasser des „Menorat ha-Maor“ (Leuchter), einer von Fürstenthal auch ins Deutsche übertragenen trefflichen Hauspostille, nicht verwechselt werden darf, an der Spitze, die Bitte ihm vortrug, ihren Glaubensgenossen den Eingang in Portugal zu bewilligen, gestattete er, zumeist aus Rücksicht auf den sich ihm bietenden materiellen Gewinn, einer grössern Anzahl spanischer Exulanten gegen eine bedeutende Steuer acht Monate in Portugal zu verweilen, auch machte er sich anheischig, sodann zu billigen Fahrpreisen für Schiffe zu sorgen und sie nach den von ihnen gewählten Orten bringen zu lassen. Etwa 120000 Juden kamen nach Portugal, aber wie bitter sahen sie sich getäuscht. Das von den Geistlichen fanatisirte Volk forderte ungestüm die schleunige Entfernung der Eingewanderten, von denen viele in die Gebirge flüchteten, wo sie theils verhungerten, theils ermordet wurden. Diejenigen, welche nach langem Harren endlich Schiffe zur Weiterreise erhielten, wurden von den
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